Bürger können sich aktuell nur teilweise mit ihrem Geld an der Energiewende beteiligen. Während sie etwa über Energiegenossenschaften in neue Wind- oder Solarkraftanlagen investieren und von den späteren Erlösen finanziell profitieren können, sei das beim Ausbau der Stromnetze schwierig. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das „Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge“ der Universität Leipzig am Freitag vorgestellt hat.
Im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, des Bundesverbands Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sowie der Anwaltskanzlei Wolter-Hoppenberg untersuchten die Forscher, inwiefern Bürger Geld in Energiewendeprojekte investieren können. Wegen der hohen Kosten für die Umstellung der Stromerzeugung auf erneuerbare Energieträger sei die Erschließung neuer Geldquellen nötig, skizzierte Studienleiter Oliver Rottman das Ausgangsproblem.
Mit seinen Mitarbeitern fand Rottmann jedoch heraus: „Bisherige Modelle finanzieller Bürgerbeteiligung scheinen nur für bestimmte Vorhaben geeignet zu sein.“ Beim Bau neuer Windräder oder Solaranlagen können Bürger etwa über Genossenschaften Geld investieren. Das könne die Akzeptanz der Betroffenen steigern und das eingesetzte Kapital vergrößern, sagte BDEW-Geschäftsführer Matin Weyand. Beim Aus- und Umbau der Stromnetze hingegen seien neue Modelle nötig, um mit Bürgerbeteiligung große Investitionen finanzieren zu können, sagte Wissenschaftler Rottmann. „Dies könnte beispielsweise in Form einer Infrastrukturbürgeranleihe realisiert werden“, so der Forscher.
chg