Schon das löste bei Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau und dem von ihr beauftragten Moderator Fritjof Mothes Genugtuung aus. Ganz offensichtlich ist das Bürgerbeteiligungsverfahren um die Straßenbahntrassen zum Herzzentrum und zum Park-Krankenhaus in der Strümpellstraße als Exempel für andere Verkehrsprobleme in Leipzig gedacht.
Dabei war aus Sicht der Stadtplaner von Vornherein klar, dass die jetzt präsentierten beiden Trassen - die sogenannte A 2 (Anschluss an die Endhaltestelle der Linie 4 in Stötteritz) und B 4 (Linie 15 über die Franzosenallee) - die einzig realistischen Optionen für eine künftige Anbindung der Klinik ans Straßenbahnnetz seien. Nur hat das offiziell so nie jemand gesagt. Nachdem zunächst sogar neun verschiedene Varianten gehandelt wurden, um den Standort mit rund 2500 Mitarbeitern und täglich rund 1000 stationären Patienten besser zu vernetzen, fielen im ersten Schritt fünf davon weg. Doch auch die sogenannte Variante B 6 durch das Landschaftsschutzgebiet Etzoldsche Sandgrube und die Kleingartenanlage Denkmalsblick wäre ökologisch unsinnig, die A 3 über Holzhausen ein teurer und wohl wenig frequentierter Umweg. Beide wurden jetzt gestrichen. Über die Trasse B 4 entlang der Franzosenallee, die künftig im FNP neben der bereits festgelegten Nord-Anbindung frei gehalten wird, soll der Stadtrat im Sommer abstimmen.
Recht gutmütig ließ sich der anwesende Geschäftsführer des Herzzentrums, Martin Jonas, die Einschätzung der Veranstalter gefallen, dass vor allem die Macht der Bürger das Management "vorangebracht habe", weitere Verkehrsmittel in die Planung einzubeziehen. Die Parkraumbewirtschaf- tung, die ab Mitte des Jahres eingeführt wird, gebe es in jedem anderen Krankenhaus der Stadt, stellte er klar. Fahrradstellplätze seien nur eine "jahreszeitliche" Lösung. Und das Jobticket, das der Klinik-Manager mit den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) verhandeln und subventionieren will, hatte einen Vorläufer, der mangels Annahme wieder eingestellt wurde. Gegenüber der LVZ betonte Jonas nach der Veranstaltung: "Selbstverständlich bleiben wir an der Straßenbahntrasse dran. Kaum ein Krankenhaus in Deutschland ist so schlecht angebunden wie wir, und Straßenbahnen sind nun mal das modernste Verkehrsmittel."
Bis zum 5. Februar will das Stadtplanungsamt nun auch die 17 Varianten für zusätzliche Buslinien eingrenzen, die auf der Bürgerwerkstatt im November ins Spiel gebracht worden waren. Dabei scheint die Takterhöhung der Linie 76 durch die Strümpellstraße auf Zehn-Minuten-Intervalle sicher. Als "zweite Op- tion" nannte Lunebach zudem neue Li- nien durch Nachbarstadtteile. "Daran werden wir weiter arbeiten", sagte er. Der Vorsitzende des Bürgervereins Stötteritz, Clemens Meinhardt, warnte postwendend davor, seinen stark vom Durchgangsverkehr betroffenen Heimat-Orts- teil durch neue Linien und weiteren Straßenausbau zu belasten. "Stötteritz trägt nach wie vor an den Folgen des ungelösten Problems des Mittleren Ringes."
Anwohner aus Probstheida zeigten sich besorgt über die Parksituation in der Umgebung des Krankenhauses. Baubürgermeisterin Dubrau sagte zu, Tempo 30 auf der Zufahrt und neue Radwege rund um das Krankenhaus schnell zu klären. Erst wenn die Parkplätze am Herzzentrum und am Park-Kranken- haus kostenpflichtig würden, könnten die Auswirkungen auf die Anwohnerstraßen geprüft werden. "Leider dauert der Prozess laut Verfahrensordnung mindestens 30 Wochen", sagte Dubrau.
"Alles hat mit zwei Strichen auf dem Flächennutzungsplan begonnen", zog die parteilose Baubürgermeisterin ihr Fazit aus der Bürgerbeteiligung. "Daraus ist ein intensiver Prozess geworden, der unser Ziel für alle größeren Planungen sein wird."
Aus der Leipziger Volkszeitung vom 25.01.2014
Stephanie von Aretin