Bereits zum 17. Mal bitten Marktmeister Heinrich Konrad, der Gute und viele Mitstreiter zur Historischen Leipziger Ostermesse.
Die wärmende Decke über die Knie gezogen, aber bester Laune sitzen Karoline Fintzel und Katrin Müller im kleinen Zelt bei Gottlieb Grafikus Modell. „Wir waren erst frühstücken, sind dann über den Markt geschlendert und hier hängen geblieben“, erzählen die beiden Studentinnen aus Leipzig. Sie genießen die letzten Tage der vorlesungsfreien Zeit. Es sei ein ganz spontaner Entschluss gewesen, sich hier malen zu lassen. „Damit wir im Alter mal was Gemeinsames haben“, sagt Karoline. Das Unikat werde dann „jedes Jahr getauscht“, damit beide etwas davon haben, ergänzt Katrin. Und fügt hinzu: „Es ist zwar kalt, aber nicht so kommerziell wie der Weihnachtsmarkt.“ Beide begrüßen es, dass die Ostermesse am Karfreitag pausiert. Ebenso der Meister an der „Staffelei“. „Auch wenn es für einen Freischaffenden nicht unbedingt bequem ist, einen freien Tag dazwischen zu haben“, so Gottlieb Grafikus, der bis zu 30 Porträts pro Tag anfertigen kann.
Bösewichten, Tunichtguten oder „schlechten Kunden“ droht vorm Alten Rathaus ein Pranger, Kinder können sich im und am Kletterschiff, dem Heurekahn, austoben. Im Sand nach Schätzen sieben. Und natürlich mit dem Riesenrad von 1498 auf und abfahren. Den nötigen Schwung gibt es von Veit Grobe und Jens Dieg. Bis zu 200 Fahrten könne man am Tag veranstalten, sagt das Duo aus Thüringen und Leipzig, weist mit schnellem Blick auf die starken Oberarme unter der dicken Bekleidung hin. Muskelkater? „Nö!“ Aber die Seiten wechseln könnte man nach einem halben Tag vielleicht einmal.
Während im Hintergrund ein Leierkastenmann - vielleicht nicht ganz so perfekt passend - „Eine Seefahrt, die ist lustig“ aus seinem Gerät orgelt, sprudelt es aus der kleinen Paula nach ihrer Riesenradfahrt heraus: „Es ist so schön, dass es sich immer dreht, dass es so hoch ist und dass die Männer so dolle Schwung geben.“ Mutti Stefanie, die mit Töchterchen die Eltern in Grimma besucht, gelingt es gerade noch, die bettelnde Aufforderung „Mama, nur noch ein einziges Mal!“ nach einer weiteren Fahrt mit dem Hinweis auf den in Kürze ablaufenden Parkschein „abzuwimmeln“.
Riesenrad, Stände sowie die Spielleute „Scharlatan“ und die herzerfrischenden Schmierenkomödianten Rokus Kokus - drei- bis viermal täglich zu sehen (das Programm wird aktuell an der kleinen Bühne auf einer Tafel veröffentlicht) - sind am Sonnabend und Sonntag von 10 bis 20 Uhr, am Ostermontag von 10 bis 18 Uhr zu erleben. Besondere Überraschung: Knirpse bis sechs Jahre können am Sonntag mit dem Kletterdrachen „Fridolin“ von 10 bis 11 Uhr auf Ostereiersuche gehen.
„So lange es nicht feuchten Schneeregen kombiniert mit eisigem Wind gibt, mache ich mir keine Sorgen, dass auch viele Besucher kommen“, zeigt sich Heinrich Konrad, der Gute optimistisch. Immerhin habe sich die Historische Leipziger Ostermesse etabliert, es gebe sogar „Busreiseanfragen bis nach Augsburg hinunter“, so der Marktmeister.
Martin Pelzl