Den meisten Leuten ist er als Radweg rund um Leipzig bekannt: der Grüne Ring. Dahinter verbirgt sich aber seit 1996 auch ein loser Zusammenschluss von inzwischen 13 Gemeinden und Städte rund um die Stadt Leipzig sowie in den Landkreisen Nordsachsen und Leipzig. Am Donnerstag feiert der Grüne Ring 20. Geburtstag. Wer durch die Landschaft oder die Städte und Dörfer der Region radelt, sieht, dass sich die 20 Jahre gemeinsame Arbeit über Gemeindegrenzen hinweg gelohnt haben. Größter Erfolg ist sicherlich, dass sich aus der Braunkohle heraus ein Leipziger Neuseenland entwickelt hat. „Er ist das erfolgreichste Stadt-Umland-Projekt, das Leipzig aufweisen kann“, sagt Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke), der zugleich Sprecher des Grünen Ringes ist. Das Besondere: Die Beteiligten arbeiten auf Augenhöhe an konkreten Vorhaben, die Leipzig und sein Umland auch touristisch weiterbringen. So wurden Arbeitsgruppen für Themen regionaler Entwicklung eingeführt, um die Vorbereitung und Umsetzung von Maßnahmen zu erleichtern. Dabei sei die Zusammenarbeit keineswegs starr, sondern flexibel und offen.
Aktuell gibt es ein regionales Handlungskonzept mit 14 Schlüsselprojekten, die umgesetzt werden sollen. Dabei wurde eine Reihe anspruchsvoller Projekte für die nächste Dekade und darüber hinaus formuliert: von „Auenrevitalisierung“ bis „urbane Landwirtschaft“, von „Region der kurzen Wege“ bis „Erlebbarkeit der Seenlandschaft.“
„Unser Schwerpunkt in diesem Jahr ist Elektromobilität“, so Geschäftsführerin Heike König. Die E-Mobilität soll sich künftig von Leipzig aus ins Umland „verbreiten“, beispielsweise indem die Ladeinfrastruktur für E-Bikes im Neuseeland entwickelt wird. Seit August gibt es in Borsdorf, auf dem Parkplatz vor dem Rathaus einen Ladepunkt. Die Agra, der zu gestaltende Park auf dem Territorium der Nachbarstädte Leipzig und Markkleeberg, wird für den Grünen Ring ebenfalls ein wichtiges Thema bleiben. „Da bleiben wir dran und nutzen unsere Möglichkeit, damit der Freistaat eine sinnvolle Lösung findet, die Bundesstraße 2 unter die Erde zu legen“, so König. Wie der Agra-Park rund ums Weiße Haus künftig aussehen könnte, hat Dirk Seelemann in einer Fotomontage für den Grünen Ring als Vision in Szene gesetzt. Das Bild ist auch in einer Ausstellung zum 20. Geburtstag des Grünen Ringes zu sehen, die in den verschiedenen Kommunen zu sehen sein wird. Initiiert wurde vom Grünen Ring beispielsweise auch das Projekt „Lebendige Luppe“, das jetzt von Leipzig und Schkeuditz vorangetrieben wird. Es zielt darauf ab, Altläufe südlich der Neuen Luppe zu revitalisieren und so auf einer Fließstrecke von 16 Kilometern bis 2018/19 mehr Wasser in die Nordwestaue zu bringen (die LVZ berichtete).
Wichtiges Thema bleibt es, den Gewässerverbund voranzutreiben – das wird vom Freistaat Sachsen unterstützt. Bei vielen Vorhaben muss aber der Bund „ins Boot geholt“ werden. Neben der Vollendung des Harth-Kanals zwischen Cospudener und Zwenkauer See geht es weiterhin um die „Markkleeberger Wasserschlange“, also die Verbindung Leipzigs über die Pleiße zum Markkleeberger See und weiter in den Störmthaler See, wo die Schleuse ja bereits funktioniert. Dabei ist der Grüne Ring nicht der Hauptakteur und Bauherr, sonders eher der Drängler und Motor. Der Grüne Ring finanziert aber die Planungen, natürlich gepaart mit Fördermitteln. Mit der Charta „Leipziger Neuseeland 2030“ verfügt die Region seit 2030 ein Strategiepapier. Natürlich gibt es im Detail – etwa beim Floßgraben mit dem Eisvogel – regelmäßig Diskussionen. Denen wird aber nicht ausgewichen. Jetzt wird der Grüne Ring aber erst einmal, zurückblickend und vorausschauend, Geburtstag feiern. Am Donnerstag bei der Stadt-Umland-Konferenz im Marstall des Schlosses Lützschena.
Von Mathias Orbeck