Radfahrer fürchten sie, auch Autofahrer müssen immer auf der Hut sein: Die Haltestelle Holbeinstraße in Leipzig-Schleußig. Sie ist behindertengerecht, doch ohne Radweg. Radler, die vom Clara-Park stadtauswärts fahren, sind zu abenteuerlichen Manövern gezwungen: Der angehobenen Haltestelle ausweichen, Gleise kreuzen, auf nachfolgende Autos achten. Jetzt hat der Stadtrat beschlossen: Die Gefahrenstelle muss entschärft werden.
Der Rat folgte damit einem Antrag der Grünen-Fraktion. Der Abgeordnete Michael Schmidt sprach von einer „baulichen Katastrophe“ in Schleußig. Umso erstaunlicher, als die Magistrale Könneritzstraße gerade erst saniert worden ist. Doch die LVB-Haltestelle war schon vor dem Ausbau der Geschäftsstraße mit Fördermitteln ausgebaut worden. Sie blieb beim Gesamtkonzept der Straßensanierung unbeachtet, das Radfahrern ansonsten mehr Platz und eine eigene Spur einräumt. Die läuft nun an der Stieglitz- und Oeserstraße über die angehobenen Haltestellen. Nur an der Holbeinstraße wurde das bisher versäumt.
Klarer Auftrag
Warum nicht einfach die Radweg-Führung anpassen? Für den Ausbau haben die Verkehrsbetriebe 2005 Fördermittel erhalten. Die Bindung läuft erst 2030 ab und bauliche Veränderungen setzen den wichtigen Zuschuss aufs Spiel – Rückzahlung droht.
Der Stadtrat will nun nicht länger hinnehmen, dass Radler, Autofahrer und Passanten sich deshalb ständig in Gefahr begeben müssen. Der Auftrag ist klar: „Stadt und LVB sollen umgehend Gespräche mit dem Fördermittelgeber führen und ganz klar das Ziel der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer verfolgen und dies anschließend baulich umsetzen“, sagte Schmidt.
Keine Piktogramme am Hauptbahnhof
Tohuwabohu herrscht oft genug für Fußgänger und Radfahrer auch vor dem Hauptbahnhof. Dort verläuft der Radweg so, dass am West- und Osteingang Passanten an den Ampeln häufig auf der Radfahrbahn warten. Die Linksfraktion hatte gefordert, den Radweg zumindest mit großen Piktogrammen für alle klar sichtbar zu machen. Im Stadtrat fand das am Mittwoch keine Mehrheit. Franziska Riekewald, verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion ist enttäuscht: „Die Situation am Hauptbahnhof bleibt gefährlich“, sagt sie.
Weitere Entscheidungen aus dem Stadtrat vom 21. März 2018.
Von Evelyn ter Vehn