Durch eine Schufa-Auskunft möchten Unternehmen sichergehen, dass ihre Kunden zahlungsfähig sind. In vielen Bereichen gehört die Bonitätsprüfung mittlerweile wie selbstverständlich dazu. Wer unter dem erforderlichen Score liegt, hat Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Mietwohnung, einem Handyvertrag oder kann auf Ebay nicht mitsteigern. Auch in Leipzig sind Menschen mit einem höheren „Ausfallrisiko“, welches sich aus gespeicherten Daten von an der Schufa beteiligten Unternehmen ergibt, in einigen Lebenslagen schlechter gestellt oder können nicht auf das volle Angebot eines Unternehmens zugreifen.
Schufa-Auskunft für die Wohnungssuche
Etwa bei der Wohnungssuche verlangen Vermieter eine Schufa-Auskunft. Bei der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) sind Einkommensnachweis und Schufa-Auskunft für die Anmietung einer Wohnung erforderlich. Dabei sei allerdings die Vormieterbescheinigung der erste Nachweis über eine hohe Zahlungsmoral, weiß Andrea Günther, Schuldnerberaterin der Verbraucherzentrale Sachsen in Leipzig. Ihr sei nicht bekannt, dass ein Interessent eine Wohnung allein wegen eines negativen Schufa-Eintrags nicht bekommen hat. „Ansonsten muss man den Vermieter eben im persönlichen Gespräch überzeugen, dass die Zahlungsmoral nicht schlecht ist“, meint die Expertin. Günther empfiehlt Verbrauchern, regelmäßig die Schufa-Auskunft einzusehen. Einmal im Jahr ist das kostenlos. Die Schuldnerberaterin fragt die Bonität ihrer Mandanten routinemäßig ab. Vor allem Schulden bei Banken, Versandhäusern oder Handyanbietern seien dort verzeichnet. „Längst nicht jedes Unternehmen meldet der Schufa Zahlungsschwierigkeiten“, weiß sie. Denn: Die Unternehmen müssen für die Teilnahme zahlen. Damit verschuldete Menschen, die den Überblick verloren haben, Schulden abbauen können, sei die Schufa sogar ganz praktisch. „Da sind alle Forderungen zusammengefasst“, so Günther.
LVB prüft für Abo-Tarife die Bonität der Kunden
Auch die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) führen bei einzelnen Angeboten eine Bonitätsprüfung durch. Für die Buchung des Abo-Flex-Tarifs mit einer Grundgebühr von 6,90 Euro können Kunden beliebig viele Tickets für öffentliche Verkehrsmittel kaufen. Mit Leipzig Mobil dürfen Nutzer unbegrenzt Bike- und Carsharing buchen. Damit das Geld dafür im Nachhinein auch gezahlt wird, führen die LVB seit August 2015 bei potenziellen Abonnenten der Angebote Bonitätsprüfungen durch. Hat der Nutzer weniger als 8009 Punkte von 9999 möglichen, käme kein Vertrag zustande, teilt LVB-Sprecher Marc Backhaus mit.
Teilauto-Nutzer müssen Schufa-Auskunft zustimmen
Auch für eine Nutzung des Carsharing-Anbieters Teilauto müssen Neukunden einer Schufa-Auskunft zustimmen. „Wer etwas verkauft, möchte, dass es auch bezahlt wird. Und wer wie wir eine Dienstleistung liefert, Wochen bevor die erste Rechnung kommt, der will möglichst sicher sein, dass der Betrag am Ende auch beglichen wird“, erklärt das Unternehmen den Vorgang auf seiner Internetseite. Kunden ohne Schufa-Eintrag oder mit geringem Score müssten daher eine höhere Kaution hinterlegen. „Wir sehen selbst, dass das Scoring-Verfahren nicht in jeden Fall gerecht und teilweise sogar diskriminierend ist“, heißt es weiter. Dennoch: Das Unternehmen möchte nicht auf den Kosten sitzenbleiben.
Leipziger Stadtwerke prüfen interne Bonität
Die Leipziger Stadtwerke hingegen verlangen keine Schufa-Auskunft. Der Grundversorger käme jeder Strom-Bestellung nach. Wer allerdings nicht zahlt, werde gemahnt. Bei Zahlungsschwierigkeiten könne auch eine Ratenzahlung vereinbart werden oder der Fälligkeitstermin angepasst werden, erklärt Sprecherin Nicole Rühl. „Wir haben finanziell kein Interesse an Sperrandrohungen“, erklärt sie. Und: Nur ein geringer Teil der Kunden habe Zahlungsschwierigkeiten, die große Masse begleicht ihre Rechnungen. Auch wenn Kunden ihren Tarif ändern wollen, griffen die Stadtwerke nicht auf die Schufa-Auskunft zurück, sondern prüften die interne Bonität, also ob der Interessent bislang pünktlich zahlte.
Von Theresa Held