"Da steht nur ein kleines Gartenhäuschen drauf", erzählt die 69-Jährige, die vor 20 Jahren von Leipzig nach Schwäbisch Gmünd umgezogen war. 3000 Euro kostete sie der Anschluss. Genutzt wurde er bislang wenig. "Wir haben ein paar Mal den Rasenmäher angeschmissen", erzählt Monika Vetter. Umso erstaunter war sie, als sie nun die erste Jahresrechnung der Stadtwerke im Briefkasten fand: "Wir hatten ja nur eine einzige Kilowattstunde verbraucht und sollten dafür 112,37 Euro bezahlen. Ich fand das schon unverschämt."
Zumal es in der Vergangenheit bei den Stadtwerken auch anders ging, wenn Verbräuche extrem niedrig ausfielen. "Spezielle Konditionen für leerstehende Wohnungen bieten wir unseren Immobilienkunden an", räumt Stadtwerke-Sprecherin Miriam Wortmann, ein. In diesem Segment könne das Unternehmen "über die ganzheitliche Betrachtung von Wohngebäudekomplexen" anders kalkulieren. "Bei Leerständen in einem Mehrfamilienhaus meines Mannes in Leipzig wurden bisher statt 90 Euro nur 45 Euro für die Grundgebühr berechnet", sagt Monika Vetter. Doch auch diese Vergünstigung sei mittlerweile weg. "Man hat das Gefühl, dass die Regeln des ordentlichen Kaufmanns nicht mehr gelten", findet ihr in Leipzig lebender Sohn Matthias (40), "der Bürger wird stattdessen ausgeplündert, nur der Rendite wegen."
"Der Grundpreis", hält Wortmann dagegen, "ist das Entgelt für fixe Kosten wie die Messung, die Abrechnung sowie Netzentgelte. Der Arbeitspreis ist dabei das variable Entgelt für jede abgenommene Kilowattstunde." Daher zahle die Kundin auch nicht 112,37 Euro für die eine Kilowattstunde, die schlage nur mit 28,61 Cent zu Buche. Die Stadtwerke empfahlen Monika Vetter, anstelle des von ihr gewählten (mit Zwei-Wochen-Frist kündbaren) Grundversorgungstarifes auf einen billigeren Bestpreis-Tarif mit einer Vertragsbindung von zwölf oder 24 Monate umzusteigen. Dann läge der Grundpreis nur noch bei 5,89 Euro.
Doch die Vetters haben sich für einen anderen Weg entschieden: "Wir haben den Anbieter gewechselt und zahlen statt neun Euro im Monat nun noch 5,50 Euro Grundgebühr. Das ist angemessen."
Aus der Leipziger Volkszeitung vom 05.12.2013
Klaus Staeubert