Trotz bisher geringer Wahlerfolge in den betroffenen Stadtteilen wollen die Nationalisten nach eigenen Angaben hier wandelnde Gesinnungen ausgemacht haben.
In der Stellungnahme des NPD-Landtagsabgeordneten Jürgen Werner Gansel heißt es dazu: „Lernprozesse können manchmal sehr schnell gehen und so begrüßt die NPD ausdrücklich die Anwohnerproteste in Portitz und Wahren und ruft zu kreativem Widerstand gegen die Verausländerung beschaulicher Ortsteile auf.“ Laut Gansel ließe sich in den beiden Stadtteilen beobachten, „wie liberales oder sogar linksgestricktes Bürgertum kalte Füße bekommt“, wenn Migranten zu Nachbarn werden könnten.
Für Frank Kimmerle vom Verein „Erich-Zeigner-Haus“ kommt diese Wortmeldung der NPD nicht von ungefähr. Nach Ansicht Kimmerles sind die Beweggründe der Proteste in Portitz und Wahren gegen die dezentrale Unterbringung von Ausländerfeindlichkeit geprägt. „Mir ist völlig unverständlich, wie man sich so rassistisch äußern kann. Ich möchte mich eindeutig gegen diese Vorurteile positionieren“, sagte Kimmerle am Freitag gegenüber LVZ-Online und fügte an: „Ich habe auch kein Verständnis dafür, dass man diese Menschen einfach so gewähren lässt. Ich möchte nicht allgemein alle Portitzer und Wahrener diffamieren, ich richte mich vielmehr gegen die Bürger, die hier das Wort ergreifen. Und ich will ihnen sagen: Ihr liegt einfach völlig falsch.“
Wie der Vorsitzende des Vereins, der sich Zivilcourage, Demokratie, Gewaltfreiheit und Toleranz auf die Fahnen geschrieben hat, weiter sagte, wird es am kommenden Donnerstag im Erich-Zeigner-Haus (Zschochersche Straße 21) ein Treffen von Unterstützern geben, um den Protest gegen den Rassismus in Portitz und Wahren zu organisieren.
Anfang Mai hatte Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD) bekannt gegeben, ein umstrittenes Flüchtlingsheim in der Torgauer Straße bis November 2013 schließen und die Bewohner in sieben Alternativunterkünfte mit deutlich besseren Lebensbedingungen umsiedeln zu wollen. An zwei der auserkorenen neuen Standorten stößt dies seither aber auf erheblichen Widerstand. In zahlreichen Briefen ans Neue Rathaus und auf Protestveranstaltungen in Portiz und Wahren äußerten Anwohner Ressentiments gegen Migranten in der Nachbarschaft, befürchten unter anderem einen Anstieg von Kriminalität, Lärm, Vermüllung und Drogen sowie die Abwertung der Grundstückspreise iin ihren Stadtteilen. Oberbürgermeister Burkhard Jung hat daraufhin eine für den 20. Juni angesetzt Abstimmung zur Dezentralisierung im Stadtrat verschoben.
Matthias Puppe