Nach dem Brand in einem Leipziger Mehrfamilienhaus mit einer Toten und 16 Verletzten ringt ein Mann im Krankenhaus noch immer um sein Leben. Der Gesundheitszustand des Verletzten sei „mehr als kritisch“, teilte die Polizei mit. Auch am Ostermontag wurde er noch immer auf der Intensivstation behandelt. Er hatte bei dem Feuer am Abend des Gründonnerstag in der Wurzner Straße schwerste Verbrennungen erlitten. Seine Identität ist ebenso wie die der Verstorbenen bislang nicht abschließend geklärt.
Nach dem Feuer war ein 32-jähriger Bewohner festgenommen worden, der den Brand in dem überwiegend von Ausländern bewohnten Haus gelegt haben soll. Dem Syrer werde Mord, versuchter Mord und besonders schwere Brandstiftung vorgeworfen, so die Polizei. Gegen ihn wurde am Samstag Haftbefehl erlassen. Aus welchem Motiv heraus er das Feuer gelegt haben soll, ist unklar. Zu den Hintergründen machte die Polizei bislang keine Angaben.
Haustüren sollen verbarrikadiert gewesen sein
Bei dem Todesopfer handelte es sich nach ersten rechtsmedizinischen Untersuchungen um eine Frau. Einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge wohnte sie im vierten Stock. Bei dem Schwerverletzten soll es sich um den 36 Jahre alten Freund der 40-Jährigen handeln. Ersten Hinweisen zu den beiden Personen werde nachgegangen, hieß es dazu von der Polizei lediglich. Beamte bewachten am Wochenende die völlig zerstörte Brandruine an der Ecke zur Annenstraße. Die Straße vor dem Haus ist teilweise abgesperrt.
Das Feuer soll ersten Erkenntnissen zufolge durch brennende Mülltonnen im Treppenhaus entfacht worden sein. Diese griffen auf das Holz über und setzten das Gebäude innerhalb kürzester Zeit bis zum Dach in Flammen. Offensichtlich hatte der Brandstifter den Tod vieler Bewohner in Kauf genommen. Wie es in dem Medienbericht heißt, sollen die Ausgänge des Hauses mit Möbeln verbarrikadiert worden sein. Vor der einzigen Tür ins Freie sei ein Sofa platziert gewesen, schilderte eine Bewohnerin. Teilweise flüchteten sich die eingesperrten Mieter auf das Dach. Zwei Bewohner sprangen in ein Rettungskissen der Feuerwehr und zogen sich dabei Knochenbrüche zu.
Bürgerverein sammelt Geld für Betroffene
34 Menschen hatten durch den Brand ihr Zuhause verloren. Die Mieter kamen bei Verwandten, Freunden und Notunterkünften der Stadt unter. Der Bürgerverein Schönefeld half dabei, Ersatzunterkünfte zu organisieren und sammelt über Facebook Geldspenden für die Betroffenen.
Noch bis Dienstag bleibt das teilweise in sich zusammengestürzte Haus vorläufig gesperrt. Brandursachenermittler sollen dann ihre Arbeit fortsetzen, so die Polizei. Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) können die Brandruine bis auf weiteres nicht mit ihren Straßenbahnen passieren. Drei Linien, darunter auch die neue Nachtlinie N17, fahren deshalb mit Umleitung.
Von Robert Nößler