359 Titel musste die siebenköpfige Jury rund um Vorsitz Jens Bisky lesen, jetzt steht die Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse. Unter den Nominierten in der Kategorie Belletristik ist Feridun Zaimoglu, wie die Messe am Donnerstag mitteilte.
Der 54-Jährige geht mit seinem erst im März erscheinenden Roman „Die Geschichte der Frau“ ins Rennen um den insgesamt mit 60.000 Euro dotierten Preis. Laut Jury findet das vom Verlag als feministisches Manifest angekündigte Werk die hinter den Stimmen der Männer verborgenen Frauen – und sei dabei „sprach- und bildmächtig und zugleich voll zarter Empathie“.
Außerdem steht die in Blankenburg im Harz geborene Kenah Cusanit mit ihrem Debüt-Roman „Babel“ auf der Shortlist. Bisher hatte die Altorientalistin und Ethnologin Essays und Gedichte veröffentlicht. In ihrer Ideen- und Zeitgeschichte erzählt Cusanit die Geschichte des Archäologen Robert Koldewey, der im Jahr 1913 bei Bagdad die Ausgrabungen des alten Babylons leitete.
Auch Autor aus Gastland Tschechien auf der Shortlist
Mit Jaroslaw Rudis („Winterbergs letzte Reise“) schaffte es auch ein Autor aus dem Messe-Gastland Tschechien auf die Liste. Es ist der erste auf Deutsch verfasste Roman des Schriftstellers, Dramatikers und Drehbuchautors.
„Winterbergs letzte Reise“ erscheint am 25. Februar und erzählt die Geschichte eines Altenpflegers, der im Böhmerwald geboren wurde und seit den 80ern in Berlin lebt. Eine letzte Reise mit einem seiner Patienten führt beide durch die Geschichte Mitteleuropas.
Leipzigerin nominiert
Im Bereich Sachbuch und Essay ist unter anderem Frank Riess für sein Werk „Republik der Angst“ nominiert. Auch der im sächsischen Burgstädt geborene Publizist Marko Martin hat es mit seinem Rapport „Das Haus in Habana“ unter die besten fünf geschafft.
Die in Leipzig geborene Timea Tankó kann sich Chancen auf den Sieg in der Kategorie Übersetzung ausrechnen. Sie ist für ihre Arbeit am Buch „Löwenchor“ von György Dragomán nominiert, das sie aus dem Ungarischen übersetzte.
Fußstapfen von Kinsky
Im vergangenen Jahr ging der Preis für ein belletristisches Werk an Esther Kinsky. Über ihr Werk „Hain. Geländeroman“ urteilte die Jury: „Stille, fast übersinnlich präzise Beobachtungen, die ihre Tiefe ganz aus der Versenkung in die Oberfläche gewinnen.“
In der Kategorie Sachbuch/Essayistik ging die Auszeichnung an den Historiker Karl Schlögel, den Preis für die beste Übersetzung erhielten Sabine Stöhr und Juri Durkot für die Übertragung des Romans „Internat“ von Serhij Zhadan aus dem Ukrainischen.
2019 findet die Leipziger Buchmesse vom 21. bis 24. März statt. Der Buchmessepreis wird am Donnerstag um 16 Uhr verliehen.
Alle Nominierten im Überblick
BELLETRISTIK:
Kenah Cusanit, „Babel“ (Carl Hanser Verlag)
Matthias Nawrat, „Der traurige Gast“ (Rowohlt Verlag)
Jaroslaw Rudis, „Winterbergs letzte Reise“ (Luchterhand Literaturverlag)
Anke Stelling, „Schäfchen im Trockenen“ (Verbrecher Verlag)
Feridun Zaimoglu, „Die Geschichte der Frau“ (Kiepenheuer & Witsch)
SACHBUCH/ESSAYISTIK:
Frank Biess, „Republik der Angst. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik“ (Rowohlt Verlag)
Harald Jähner, „Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945- 1955“ (Rowohlt Berlin Verlag)
Marko Martin, „Das Haus in Habana. Ein Rapport“ (Wehrhahn Verlag)
Lothar Müller, „Freuds Dinge. Der Diwan, die Apollokerzen und die Seele im technischen Zeitalter“ (Die Andere Bibliothek)
Kia Vahland, „Leonardo da Vinci und die Frauen. Eine Künstlerbiographie“ (Insel-Verlag)
ÜBERSETZUNGEN:
Georg Aescht, „Der Wald der Gehenkten“ von Liviu Rebreanu, aus dem Rumänischen (Paul Zsolnay Verlag)
Susanne Lange, „Gringo Champ“ von Aura Xilonen, aus dem Spanischen (Carl Hanser Verlag)
Timea Tankó, „Löwenchor“ von György Dragomán, aus dem Ungarischen (Suhrkamp Verlag)
Karin Uttendörfer, „Tierreich“ von Jean-Baptiste Del Amo, aus dem Französischen (Matthes & Seitz)
Eva Ruth Wemme, „Verlorener Morgen“ von Gabriela Adamesteanu, aus dem Rumänischen (Die Andere Bibliothek)
Von JaF/jhz