Rampensau. Stimmengewalt. Wirbelwind. Für die französische Sängerin Zaz sind viele Attribute treffend. Daher wundert es nicht, wie gemischt das Publikum am Sonnabend im Haus Auensee war. Denn so vielfältig wie ihre Fans ist Zaz selbst. Ob Rock, Jazz, Pop oder klassischer Chanson: Die Französin hat den Leipzigern all ihre Facetten gezeigt.
Mit Hymnen an Paris startet sie in den Abend – und lädt die Zuschauer ein auf eine Reise durch die Metropole. Spätestens bei „Paris sera toujours Paris“ fühlt man sich wie in einem französischen Film. Durch Gassen schlendern, am Seine-Ufer entlang, der Eiffelturm prägt die Szenerie – ganz leicht, ganz beschwingt.
Dabei möchte Isabelle Geffroy, wie die Sängerin eigentlich heißt, ihrem Publikum mehr offerieren als das klassische Paris. „Viele denken bei Paris an den Eiffelturm oder die Champs-Élysées. Ich möchte euch mitnehmen und mein Paris zeigen.“ Auch deswegen hat sie sich auf ihrem dritten Album ganz der Stadt der Lichter gewidmet. „Paris ist multikulturell. Paris ist Leben.“
Ein Hang zur Frankophilie also kann an einem Abend mit Zaz nicht schaden. Zumal die 35-Jährige ein gängiges Klischee bedient und bis auf wenige Ausnahmen nur Französisch mit den Leipzigern spricht. Dennoch will die Sängerin das Denken in Stereotypen aufbrechen. „Das nächste Lied ist eine Satire an die Gesellschaft, die uns in Schubladen stecken will und uns sagt, wie wir sein sollen“, leitet Zaz zu „La Parisienne“ über.
In vielen ihrer Lieder geht es um mehr als Liebe oder Herzschmerz. Auch „Comme ci comme ça“ richtet sich gegen gängige Konventionen und erzwungene Konformität. Diese ehrliche Unbefangenheit merkt man nicht nur in ihrer Musik. Zaz, die ihren Erfolg auch nutzen möchte, um die Welt ein bisschen besser zu machen, findet selbst zwischen Trompete und Kontrabass einen Platz für soziales Engagement. Im Haus Auensee präsentiert die Leipziger Einrichtung „Arche“ ihre Arbeit – und darf auch neben Zaz auf der Bühne um Unterstützung bitten.
Die Sängerin selbst setzt sich seit acht Jahren für die ökologische Bewegung „Colibri“ ein, die für eine bessere Erde arbeitet. Zaz spendet einen Teil ihre Einnahmen an die Organisation – und auf ihren Konzerten erzählt sie eine südamerikanische Legende vom Kolibri. Die Botschaft: Jeder sollte seinen Teil beitragen, auch wenn er noch so klein ist.
Engagement für die Leipziger Arche
Diese Einstellung gibt sie auch an ihr Leipziger Publikum weiter. Wirkte Zaz bei ihren ersten Songs noch ein wenig zurückhaltend, kommt sie nach und nach in Fahrt. Im Zusammenspiel mit ihrer großartigen siebenköpfigen Band entfaltet sich die Französin komplett. Sie präsentiert ihre ganze Bandbreite, zeigt sich mal verspielt, mal nachdenklich – aber immer mit einer beschwingten Leichtigkeit. Und die findet nach gut eineinhalb Stunden in den Hits „On ira“ und „Je veux“ ihren Höhepunkt.
Das Publikum dankt es Zaz mit tosendem Applaus. Ohnehin scheinen die Leipziger glückselig. Begeistertes Schnipsen, den Takt klatschen oder als Zaz Backgroundchor fungieren: Sie lassen sich auf alle Spiele ein, die die quirlige Französin anstimmt. So verabschiedet sich Zaz schließlich mit „Eblouie par la nuit“ in die Nacht, in der sich Leipzig noch etwas mehr anfühlt wie Klein-Paris.
Von Josephine Heinze