Der Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein hat mit einer Mitgliederbefragung eine Welle der Empörung in den Freiwilligen Feuerwehren ausgelöst. Neben Fragen zur Stimmung in den Wehren geht es um die „politische Gesinnung“. Landesbrandmeister Frank Homrich kassierte den umstrittenen Komplex am Dienstag wieder ein.
Am Montag hatte der Feuerwehrverband den Fragenkatalog auf seiner Website veröffentlicht. Entwickelt wurde er in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Kiel. Auf Nachfrage teilte der Feuerwehrverband mit, dass die umstrittenen Fragen aus dem Projekt „Zusammenhalt durch Teilhabe“ der „Mitte Studie Leipzig“ stammen. Dieses sei von der Heinrich-Böll-Stiftung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung konzipiert worden.
Dennoch sorgten die 20 Punkte dieses Teils bei Feuerwehrleuten in Schleswig-Holstein für großes Befremden. Helfer beklagen, die Fragen stellten die Kameraden in die rechte Ecke, seien „stigmatisierend“, „ehrverletzend“ und „beleidigend“.
Feuerwehren weigerten sich, Umfrage zu beantworten
Eine Reihe von Kreiswehrführern weigerte sich, die Fragebögen an die Wehren weiterzugeben. Die Helfer sollen bewerten, ob Frauen sich „wieder mehr auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter besinnen“ sollen. Weiter wird gefragt, ob „unter bestimmten Umständen eine Diktatur die bessere Staatsform“ wäre und die Bundesrepublik „durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet“ werde.
Die Feuerwehr-Mitglieder sollen schließlich bewerten, ob sie der These „Ohne Judenvernichtung würde man Hitler heute als großen Staatsmann sehen“ in Abstufungen zustimmen oder ablehnen. Bewertet werden soll auch die These: „Die Juden arbeiten mehr als andere Menschen mit üblen Tricks, um das zu erreichen, was sie wollen.“
Kritik an „NS-Jargon“
„Das ist schlimmster NS-Jargon“, sagt Mathias Schütte, Kreiswehrführer in Rendsburg-Eckernförde. Mindestens vier weitere Amtskollegen lehnen wie er die Teilnahme an der Umfrage ab. Landesbrandmeister Homrich versteht die Empörung nicht. Die Umfrage sei seit Mai 2017 konzipiert und allen Kreis- und Stadtwehrführern im April vorgestellt worden. Er räumt ein, es habe anfangs Befremden und Diskussionen gegeben. Nach minimalen Veränderungen habe es aber keine weiteren Einwände gegeben. Die Umfrage solle zeigen, ob Vorwürfe stimmen, in den Wehren gebe es rechtspopulistische Tendenzen.
Minister Grote wusste bis Dienstag nichts von der Umfrage. Dann handelte er schnell und zog den Gesinnungstest aus dem Verkehr. Auch er habe die Formulierungen als „Zumutung“ empfunden, so Grote.
Von Bastian Modrow/KN/RND