„Zeit für mehr Solidarität“ lautete das Motto der am 1. Mai obligatorischen Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) auf dem Altenburger Hauptmarkt. Circa 200 Teilnehmer wurden dabei gezählt. Eher glich die Runde einem Familientreffen. Man kennt sich eben aus Gewerkschafts- und Parteikreisen. Denn traditionell ist diese Maikundgebung nicht nur Sache der Gewerkschaft, die sich mit ihren Sparten an Infoständen präsentierte. Mit von der Partie waren auch die SPD und die Linken.
DGB-Kreischef Herbert Gräfe begrüßte aber nicht nur die „Kolleginnen und Kollegen“, sondern konnte eine bemerkenswerte Neuerung verkünden: Im Anschluss an die eigentliche Veranstaltung mit den mehr oder weniger kämpferischen Reden war ein Fest gegen Rassenfeindlichkeit und Ausländerhass sowie für Toleranz geplant.
Doch bevor harte Beats der Bands „Red Spikes“ und „Once We Were Kings“ über den ehrwürdigen Markt schallten und vor allem junge Leute anlockten, war die Zeit der Maibotschaften und Ansagen.
Diese kamen in gewohnt kämpferischer und wortgewaltiger Art. „Weg mit Hartz VI, dem größten Fehler, der je gemacht wurde“, forderte dabei beispielsweise Herbert Gräfe. Und ähnlich äußerte sich auch der Hauptredner Jens Löbel, der zudem dringend Nachbesserungen beim Thema Mindestlohn einforderte: „8,50 Euro pro Stunde reichen bei Weitem nicht aus. Es muss eine Erhöhung her, die es jedem ermöglicht, seinen Lebensunterhalt ohne staatliche Hilfen zu bestreiten“, forderte der Sekretär der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG). Dafür bekam er Applaus der zu diesem Zeitpunkt vorwiegend älteren Besucher.
Aber ein Informationsstand war dann doch von jungen Leuten aufgebaut worden: Chris Then und Valentin Rühlmann waren mit ihren Mitstreitern vom Verein „Pro Humanity“ auf den Markt gekommen. „Wir verkaufen selber gebackenen Kuchen“, erklärten die beiden 16-Jährigen. „Der Erlös soll für die Anschaffung von Schulbüchern für die sogenannten DAZ-Klassen verwendet werden.“ In diesen Klassen erlernen junge schulpflichtige Flüchtlinge Deutsch. „Der Verein macht sich für deren Belange stark. Unter den derzeit 30 Mitgliedern aus den Klassen neun bis elf sind aber nicht nur Friedrichgymnasiasten“, erklärte Chris Then weiter. „Die kommen auch von anderen Schulen der Stadt.“
Nach gut einer Stunde waren alle Reden geredet und es begann der Umbau zur anschließenden Party mit lautstarker Musik. DGB-Mann Herbert Gräfe war sich mit den SPD-Kreis- und Ortschefs Frank Rosenfeld sowie Thomas Jäschke in einem Punkt einig: „Nur wenn wir die traditionelle Maikundgebung durch solche Elemente erweitern, die auch junge Leute anlockt, hat die Maifeier eine Zukunft“, sagte er. Deshalb soll es nun künftig am 1. Mai immer eine Party nach der Kundgebung geben.
Von Jörg Wolf