Der Stadt Altenburg steht ein politisches Erdbeben bevor. Wenn im kommenden Frühjahr der höchste städtische Posten für die nächsten sechs Jahre besetzt wird, steht Amtsinhaber Michael Wolf nicht mehr zur Verfügung. Der Oberbürgermeister erklärte am Mittwoch im Exklusiv-Interview mit der OVZ seinen Wahlverzicht. Nach 18 Jahren an der Spitze der Stadtverwaltung sei es an der Zeit, die Verantwortung in andere Hände zu legen, sagte er.
Auch seine Stellvertreterin, Bürgermeisterin und Baudezernentin Kristin Moos, kündigte am Mittwoch im Gespräch mit der OVZ ihren baldigen Abschied an. Sie plane nicht, nach dem Ende ihrer Wahlperiode am 31. August in die Verlängerung zu gehen, nannte „persönliche Gründe“. Damit sind nächstes Jahr gleich zwei Führungspositionen im Altenburger Rathaus neu zu vergeben.
Die Entscheidung des SPD-Politikers Wolf dürfte für viele Altenburger überraschend kommen. Sie ist noch ganz frisch. Er habe bis vor wenigen Tagen mit sich gerungen, sei zwischen Aufhören und Weitermachen gependelt, sagte Michael Wolf. Letztlich habe jedoch die Erkenntnis überwogen, dass es „Zeit für einen Generationenwechsel“ sei.
Wolf ließ sich dabei vor allem von politischen Erfahrungen der vergangenen Monate leiten. Im OVZ-Interview kritisiert er unter anderem den Altenburger Stadtrat: „Wenn man permanent in seinem Entscheidungsdrang blockiert wird und vieles aus Prinzip in Frage gestellt wird, kann ich diese Stadt nicht voranbringen.“ Auch die notorisch klamme Stadtkasse und die damit sehr eingeschränkten Gestaltungsmöglichkeiten machen ihm zu schaffen, ergänzte der OB. Zudem ärgere er sich über Entscheidungsmüdigkeit in der Landespolitik und in Landesbehörden. Es gebe keine verbindlichen Zusagen mehr, auf die er sich verlassen könne. Damit zielte Wolf unter anderem auf die Fördermittel für den Umbau des Nordplatzes ab, mit denen er fest gerechnet hatte – Gelder aus einem Förderprogramm des Landes, die nun doch nicht fließen (die OVZ berichtete). Darüber habe er sich sehr geärgert. Auch vom Hin und Her bei der Gebietsreform zeigte er sich genervt.
Spannend wird nun, wie sich die Kräfteverhältnisse bei der Oberbürgermeister-Wahl sortieren werden. Bislang hat sich nur die CDU mit einem Kandidaten aus der Deckung gewagt: Stadtverbandschef André Neumann kündigte an, seinen Hut in den Ring werfen zu wollen. „Wir brauchen nach den langen 18 Jahren ein neues Kapitel und einen Zukunftsplan Altenburg“, sagte er. Neu gewählt wird nächstes Jahr außerdem der Chefposten im Landratsamt.
Von Kay Würker