Das könnte sich jetzt ändern. Auch Meuselwitz hat die Aufnahme und Unterbringung von Asylbewerbern signalisiert. Allerdings gibt es an der Schnauder eine Menge Vorbehalte.
"Wir müssen uns diesem Problem stellen, und wir werden es auch", sagte Bürgermeisterin Barbara Golder (CDU) der OVZ auf eine dementsprechenden Anfrage. Es gebe keine Gründe, bei der Aufnahme nicht mitzuhelfen. Alle kommunalen Wohnungsgesellschaften der Nordregion seien dafür sensibilisiert. Dazu gehört in erster Linie jene der Stadt Meuselwitz, deren Aufsichtsratsvorsitzende die Bürgermeisterin ist. Barbara Golder weist jedoch darauf hin, dass die Städtische Wohnungsgesellschaft (SWG) über keine komplett leere Immobilie verfügt, die man für die Unterbringung verwenden könne. Es gebe lediglich die Möglichkeit, die neuen Bürger in bewohnten Häusern zu verteilen. Hierbei denkt die Bürgermeisterin zunächst an junge Familien, "die wir sofort aufnehmen würden. Dazu sind wir auch in der Lage." Doch das Landratsamt habe dafür keinen Bedarf signalisiert. "Bislang gibt es keine konkreten Anfragen", erklärte sie. Lediglich für junge männliche Einzelpersonen. Doch diese in die gewachsenen Wohnstrukturen der Kleinstadt zu integrieren, bezeichnete Golder als schwierig. Hier bräuchte man Unterstützung.
Ähnlich sieht dies Fred Reichel. Der Chef der SWG kann über gute Erfahrungen berichten, die die Stadt mit ausländischen Mitbewohnern hat. In Meuselwitz seien beispielsweise Ungarn, Polen und Vietnamesen beheimatet, die sich hier wohl fühlen.
Der SWG-Chef muss jedoch einräumen, dass sich die Angebote seiner Gesellschaft für eine Flüchtlingsaufnahme im Moment noch sehr stark in Grenzen halten. Dem Landratsamt habe man bislang eine einzige Wohnung offeriert. Diese erwies sich allerdings als ungeeignet. Als geförderte Sozialwohnung dürfe sie nicht für Asylbewerber vermietet werden, habe Reichel bei der Begehung erfahren. Jetzt werde man zeitnah prüfen, welche Unterkünfte nun infrage kommen. "Diesen Wohnraum werden wir dem Landratsamt kurzfristig anbieten", kündigte Reichel an. Für die konkrete Aufnahme gebe es allerdings noch ungelöste Probleme und bestimmte Voraussetzungen. Eine davon sei, dass sich die Altmieter wohlfühlen und der innere Zusammenhalt der Wohngemeinschaften nicht gefährdet werden darf. Bei der Unterbringung von jungen Männern sei das problematisch, so Reichel, zumal die Stadt damit keinerlei Erfahrungen habe. Deshalb werde man mit wenigen Wohnungen, also ein bis zwei, und zunächst mit Familien beginnen. "Wir werden klein einsteigen."
Als ungeklärt bezeichnete Reichel die Betreuung und Integration, die die Stadt keinesfalls leisten könne und dabei auf die Hilfe des Landratsamtes angewiesen sei. Dazu müsse die Kreisbehörde aber auch in der Lage sein, meldet Reichel hierbei Zweifel an. Eine deutliche Absage erteilte des SWG-Chef einer Unterbringung von Flüchtlingen in einem leeren Gebäude. "Eine Ghettoisierung werde ich nicht zulassen."
Jens Rosenkranz