Das kommunale Fitness- und Wellnesscenter „Azur“ in Groitzsch könnte demnächst kaum noch Finanzzuschüsse der Stadt benötigen. Das zumindest legen die Zahlen zur Arbeit des neuen Blockheizkraftwerks (BHKW) der Einrichtung nahe, die am Donnerstagabend dem Technischen Ausschuss des Stadtrates präsentiert wurden. Damit wich bei den Abgeordneten das flaue Gefühl in der Magengegend, das ihnen drei Dezember-Beschlüsse über zusätzliche Kosten für den Einbau und die Anpassung der Anlage von 72 500 Euro netto bereitet hatten. Sie hatten den Mehrarbeiten zwar nachträglich zugestimmt, aber auf Erläuterungen gedrängt – zu dem Aufwand und den zu erwartenden Einsparungen.
Größerer Aufwand beim Einbau
Ingenieur Karsten Wiedemuth vom Büro GW Plan Leipzig erklärte, dass die zwei Tonnen schwere Anlage für den Einbau in den Heizungskeller des Azur-Nebengebäudes in vier Teile zerlegt und dann wieder montiert werden musste. Das hätten der kleine Zugang sowie die für den Koloss nicht ausreichend
stabile Betontreppe erforderlich gemacht. Es sei sein Versehen gewesen, das nicht schon mit in die Ausschreibung genommen zu haben – wodurch dieser Kostenfaktor im Angebot zur Installation gefehlt hatte. Zudem konnte der bisherige Kessel nicht zur Spitzenlastregulierung genutzt werden. Sein Verschleiß sei vorher nicht zu erkennen gewesen. Er wurde von zwei Brennwertthermen ersetzt. Und schließlich habe sich in den ersten Betriebsmonaten des BHKW gezeigt, dass Anpassungen für eine höhere Effektivität vorgenommen werden müssen.
Diese hatten zu wesentlich besseren Daten geführt, sagte Tobias Schramm von der Firma Grahm & Söhne aus Wechselburg. Diese hatte die Anlage installiert und kann alle Messwerte in Echtzeit überprüfen. Statt der für ein Jahr kalkulierten 5000 Betriebsstunden seien 6000 für die elf Monate von 2017 registriert worden, was sich positiv auswirke. Aktuell ergibt die Hochrechnung laut Schramm, dass das „Azur“ etwa 52 000 Euro an Heiz- und Stromkosten einsparen kann. Der städtische Zuschuss für die Freizeiteinrichtung ist zuletzt auf 49 200 Euro beziffert worden.
Stadtchef erwartet keinen Gewinn
Dennoch geht Bürgermeister Maik Kunze (CDU) nicht davon aus, dass das „Azur“ künftig einen Gewinn fürs Stadtsäckel abwirft. Schließlich gehe es dort wesentlich um eine „Wasserstrecke“. Und jeder, der ein Freibad oder eine Schwimmhalle betreibe, zahle zu.
Das BHKW, das etwa 50 Kilowatt elektrische und 80 Kilowatt thermische Leistung aus Erdgas liefern kann, war zum 1. Februar 2017 in Betrieb genommen worden. Damals war die Investitionssumme auf circa 140 000 Euro geschätzt worden, inklusive 85 000 Euro Fördermittel. Inzwischen liegen die Kosten bei rund 190 000 Euro. Die Anlage dürfte sich aber nach vier, viereinhalb Jahren amortisiert haben, so Schramm.
Von Olaf Krenz