20 Prozent der Bornaer Straßen sind in einem recht guten Zustand. Das ist das Ergebnis einer Straßenbefahrung, bei der das Erfurter Unternehmen Lehmann und Partner im Herbst das Bornaer Straßennetz unter die Lupe genommen hat. Mehr oder weniger akuter Handlungsbedarf besteht hingegen bei etwa 40 Prozent der Straßen in der Stadt.
Bus ist mit Kameras bestückt
Es war nicht das erste Mal, dass das Unternehmen aus der thüringischen Landeshauptstadt in Borna mit seinem Bus, bestückt mit fünf Kameras, unterwegs war, so Projektleiter Steve Szatmari-Zink. Bereits im Jahr 2011, als die Stadt die Einführung der doppischen Haushaltführung vorbereitete, war Lehmann und Partner im Auftrag der Stadtverwaltung unterwegs.
Während es seinerzeit um die Wertermittlung der einzelnen Straßen ging, die sich im doppischen Haushalt niederschlägt, sei es jetzt um eine Bilanz gegangen. „Wir haben also überprüft, wie sich der Wert der Straßen entwickelt hat“, so Szatmari-Zink weiter – ob womöglich eine Straße die vor sieben Jahren mit 100 000 Euro taxiert wurde, heute womöglich nur noch 80 000 Euro wert ist.
Zustand der Trassen im Blick
Vor allem aber hatten die Fachleute, die vor einigen Jahren auch im Landkreis Leipzig auf dem kreiseigenen Straßennetz unterwegs waren, den Zustand der Straßen im Blick. „Wir haben also nach Flickstellen, Oberflächenschäden und Unebenheiten geschaut“, erläutert Szarmari-Zink weiter. Unterm Strich sei es um die Qualität der Bornaer Straße gegangen, wobei Feldwege und nicht befestigte Straßen nicht untersucht wurden.
Zutage gefördert wurde dabei auch, welche Lebensdauer die einzelnen Straßen in Borna konkret noch haben. Insgesamt nahmen die Untersucher Straßen von einer Gesamtlänge von etwa 150 Kilometern unter die Lupe.
Hoher Sanierungsbedarf
Ein Fünftel, also 20 Prozent, wurde dabei als sehr gut und gut eingestuft. Weitere 40 Prozent allerdings habe absehbar Sanierungsbedarf, wie Szarmari-Zink sagt, während der Rest zwischen beiden Polen liegt. Bei den Straßen mit Sanierungsbedarf sei davon auszugehen, dass sie „zumindest mittelfristig saniert werden müssen“. Also innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre.
Der Zustand des Bornaer Straßennetzes liege sachsenweit im Durchschnitt. Das aber hat, wie auch in Thüringen, damit zu tun, dass in den neuen Bundesländern viele Straßen in den 90er-Jahren saniert wurden.
Viele Straßen kommen gleichzeitig in die Jahre
Das heißt: Im ersten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung gab es erheblichen Nachholebedarf auf den einstigen Fernstraßen und anderen Trassen in der vormaligen DDR – mit dem nachvollziehbaren Effekt, dass relativ viele Straßen zwei Jahrzehnte später in die Jahre gekommen sind und geflickt, repariert oder am besten vollständig in Ordnung gebracht werden müssen.
Ein gewisser Stau, den es in den alten Bundesländern so nicht gibt. Szatmari-Zink: „Dort hat sich das alles anders entwickelt“, kontinuierlicher, so dass der Sanierungsbedarf nicht so geballt ist wie im Osten. Üblicherweise gehen Fachleute davon aus, dass eine Straße eine Lebensdauer von 30 Jahren hat, abhängig von ihrer Nutzung.
Auch Belastung entscheidet über Verschleiß
Es sei natürlich ein Unterschied, ob es sich um eine Bundes- oder eine Staatsstraße handle, macht der Fachmann von Lehmann und Partner klar, oder um eine Straße, auf der nur die Bewohner der anliegenden Häuser unterwegs sind.
Darüber hinaus bleibe das vehement gestiegene Verkehrsaufkommen in den letzten Jahrzehnten natürlich nicht ohne Folgen für den Zustand der Trassen. Szatmari-Zink: „Vor 20 Jahren war der Schwerlastverkehr nicht so stark wie wir ihn heute kennen.“
Von Nikos Natsidis