Die leckten gestern ihre Wunden und ließen offen, ob sie weiter im Spiel bleiben.
Die Amtsinhaberin, die zunächst nicht so richtig zu wissen schien, ob sie sich angesichts des Wahlergebnisses freuen sollte oder nicht, erklärte gestern, dass schon die Wahlbeteiligung von 50,6 Prozent ein Erfolg sei. Ihr Ergebnis sei "eine starke Leistung". Und weiter: "Da kann ich nicht alles falsch gemacht haben." Gestern Abend wollte das Luedtkesche Wahlkampfteam über das Vorgehen in den Wochen bis zum neuerlichen Wahlgang beraten.
Das steht auch bei Sebastian Stieler (CDU/Bürger für Borna - BfB/Freie Wähler Borna - FWB) an, allerdings erst heute Abend. Er war auf 34,6 Prozent gekommen. Der 26-Jährige relativierte das Wahlergebnis, weil in Bezug auf alle potenziellen Wähler "Frau Luedtke ein Viertel der Stimmen bekommen hat und ich 15 Prozent". Er verstehe nicht, wie der CDU-Landratskandidat Henry Graichen in Borna auf mehr als 70 Prozent kommen konnte, die Linken-Oberbürgermeisterin aber auf 50 Prozent. Sein Abschneiden sei sicher auch das Ergebnis des viel zu langen Prozesses bei der Suche nach einem Luedtke-Herausforderer. Stieler will in jedem Fall weitermachen und wünscht sich, dass seine Mitbewerber Sören Uhle (SPD) und Torsten Reiter (AfD) zurückziehen.
Das war gestern allerdings noch unklar. Uhle, der 10,7 Prozent der Stimmen holte, erklärte, er werde wohl "mit hoher Wahrscheinlichkeit" nicht wieder antreten. Inwieweit der Geschäftsführer der Bornaer Wohnbau- und Siedlungsgesellschaft (BWS) aber auch eine Empfehlung zugunsten von Stieler abgeben wird, war gestern noch offen. Dabei dürfte wohl auch das Ergebnis von Gesprächen eine Rolle spielen, die zwischen CDU, BfB, FWB und SPD geführt werden. Uhle räumte ein, ihm habe es an Bekanntheit gefehlt. Dass die Oberbürgermeisterin eine so starke Lobby in Borna habe, "das kann jemand mit Innenansichten wie ich nicht nachvollziehen".
Das sieht auch Reitter ähnlich, der auf 4,7 Prozent kam. "Borna ist rot", und es gebe ein "alimentiertes Prekariat". Inwieweit er seine Kandidatur aufrechterhalte, sei noch nicht entschieden. "Das ist bei uns Sache des Vorstands." Reitter tendiert aber zum Rückzug. Eine Empfehlung zugunsten eines Kandidaten werde es nicht geben.
Die Titelverteidigerin hatte die Nase in 13 von 16 Stimmbezirken vorn, davon achtmal mit absoluter Mehrheit. Ihr bestes Ergebnis erzielte sie in Gnandorf, wo sie 59,7 Prozent erreichte. Überraschend auch ihr Ergebnis in Thräna mit 49,7 Prozent. Stieler holte einmal die absolute Mehrheit - in Neukirchen, wo er auf 52,6 Prozent kam. Außerdem lag er in Zedtlitz (48,8 Prozent) und Eula (46,7 Prozent) vorn.
Aus der Leipziger Volkszeitung vom 09.06.2015
Nikos Natsidis