Wer etwas bewegen und entwickeln will, der sollte nicht nur im eigenen Saft schmoren. Das hat man auch im Delitzscher Rathaus erkannt und will für die Fortschreibung des integrierten Stadtentwicklungskonzepts, kurz InSEK, die Bürger beteiligen – per großer Online-Befragung.
Konzept ist wichtig für Fördermittel
Es mag ein sperriger und öde anmutender Begriff sein, doch so ein InSEK ist nicht unwichtig. Es lotet aus, in welche Richtung sich eine Stadt entwickeln soll, wo zum Beispiel gebaut werden müsste und wo abgerissen, es geht aber auch um Fragen wie Bevölkerungsentwicklung oder Vereinsleben, Klimaschutz und Infrastruktur, Senioren- und Jugendbetreuung, Wirtschaft und Tourismus. Eine ziemlich breit gefächerte Palette also, es geht um fast alles, was eine Stadt lebenswert macht oder eben nicht. Die Breite ist bewusst gewählt: „Das Ziel besteht darin, eventuellen Fehlentwicklungen, die die soziale und technische Infrastruktur gefährden könnten, von vornherein entgegenzuwirken“, erklärt der Oberbürgermeister. Ein InSEK zu haben sei aber auch wichtig bei der Akquise von Fördermitteln, betont Manfred Wilde (parteilos) zudem. Dabei wolle und könne man die Bürger nicht außen vor lassen. Gemeinsam mit einer Beratungsfirma haben die Verwaltungsmitarbeiter einen Fragebogen entwickelt. „Wir wollen eine breiten Bürgerbeteiligung ermöglichen“, betont Wilde. Auch für solche Ansinnen hatte Delitzsch vor fast zwei Jahren den Deutschen Nachhaltigkeitspreis bekommen, eben weil die Rathaus-Mannschaft Leute einbinden und nicht nur verwalten will.
Nachdenken erforderlich
Der Test unter https://www.soscisurvey.de/delitzsch-insek/ ist in etwa 15 bis 30 Minuten ausgefüllt, je nachdem, wie intensiv man sich mit bestimmten Fragen auseinandersetzen mag. An einigen Punkten ist durchaus Nachdenken erforderlich, kann man auch eigene Ideen für Projekte und Verbesserungen einbringen. Man kann wählen, ob man für die Gesamtstadt oder nur einen Ortsteil oder aber für die Gesamtstadt und einen Ortsteil antworten will. Die einzelnen Fragen wie etwa „Wie hoch ist der Handlungsbedarf im Thema Grundversorgung, Basisdienstleistungen, täglicher Bedarf (Bäcker, Fleischer, Friseur ...)?“ werden mit einem virtuellen Regler beantwortet, den der Nutzer unkompliziert verschieben kann von „kein Handlungsbedarf“ bis „Sehr hoher Handlungsbedarf“. Das geht sehr einfach und lässt sich durch persönliche Stichworte noch konkretisieren. Ankreuzen kann man im weiteren Verlauf bei diversen Themenkomplexen auch, ob man Aussagen wie „Die Parksituation in der Kernstadt ist problematisch“, „Es gibt genügend Grün- und Naherholungsflächen in und um Delitzsch“ oder „Delitzsch ist ein Touristenmagnet in der Region“ zustimmt oder eher nicht. Es geht um Immobilien und deren Preise, um den Handel und die Kultur.
Ausführliche Antworten möglich
Einfach beim Ankreuzen bleibt es nicht. Es wird an etlichen Stellen sehr konkret nach der detaillierten Meinung gefragt. So sollte man zum Beispiel über Fragen wie „Wo können die Ortsteile noch besser zusammenarbeiten? Gibt es Ihrer Meinung nach Kooperationspotenziale, gegebenenfalls auch mit den Nachbargemeinden?“ schon mal nachdenken. Es wird aber auch gefragt: „Wo könnte man sich persönlich einbringen? Wo würden/könnten Sie sich persönlich einbringen?“ – die Befragung scheint eine erste Möglichkeit, und nicht die schlechteste.
Von Christine Jacob