„Dieses Jahr ist so ein bisschen Überraschung“, sagt Julia Gottschlich. Die Leiterin des Delitzscher Tiergartens erwartet in den kommenden Wochen einige neue Gesichter im Zoo am Rosental.
Eine reine Männer-WG?
Die größte Überraschung bereiteten die Kapuzineräffchen dem Tiergarten-Team aber bereits Anfang März: Alle Nachkommen der Affenart werden grundsätzlich mit Penis geboren. Erst zur Geschlechtsreife entscheidet sich, ob das Tier ein Männchen oder Weibchen ist – dann fällt der Penis entweder ab oder eben nicht. Bei Emil waren sich die Mitarbeiter zunächst sicher. Da die Affenart in Zoos bereits sehr präsent ist, wollte Gottschlich keine weiteren Züchtungen und eine reine Männergruppe in Delitzsch etablieren. Doch dann sei eine Tierpflegerin zu ihr gekommen und habe gesagt: „Ich habe mich geirrt: Emil ist jetzt Emilia und hat ein Kind.“ Irgendeiner aus der Männer-WG muss also mitbekommen haben, dass es doch ein Weibchen in der Gruppe gibt. In Verdacht stehen Affen-Opa Baxi und sein Sohn Max, erzählt Gottschlich.
Alle fünf Monate kommen Babys
Bei den kleinen schwarzen Springtamarin-Äffchen war Nachwuchs dagegen gewollt. Damit, dass es so früh klappt, habe jedoch keiner im Tiergarten gerechnet, sagt die Zoo-Chefin. Mutter Naira und Vater Kimey teilen sich erst seit weniger als einem Jahr die Anlage. Doch am 1. April kam ein Junges zur Welt. „Naira ist schon wieder schwanger“, sagt Gottschlich, „jetzt kommen alle fünf Monate Babys.“ Das sei besonders erfreulich, da die Springtamarine zu den bedrohten Arten zählen. Bis zu zehn Äffchen haben in der Anlage Platz – bleibt zu hoffen, dass die Chemie der beiden Eltern noch lange stimmt.
Auch mit Nachwuchs unterwegs: die Kängurus (vier Jungtiere), Zwergziegen (fünf), Ouessantschafe (ein), Lachenden Hänse (verstecken sich noch Nest), Temmincktragopane (zwei) und die Ara-Papageien (ein Jungtier noch ganz ohne Federn). Schwanger sind derzeit die Fuchsmangusten, Schwarzkopfruderenten, Kraniche und ein Trampeltier-Weibchen. „Eine ist auf jeden Fall schwanger“, sagt Tiergarten-Chefin Gottschlich. Es sei irgendwann in den kommenden Wochen soweit – wenn alles passt schon zum 50. Tiergarten-Geburtstag am 1. Juni.
Von Mathias Schönknecht