Kurz vor sieben wurde er dann doch ein bisschen nervös. Volker Tiefensee (CDU), alter und neuer Bürgermeister der Gemeinde Schönwölkau, saß am Sonntag im Reiterhof Luckowehna und wartete auf das Wahlergebnis der Bürgermeisterwahl. Wie so oft in seinem Gemeindegebiet saß er mitten im Funkloch. Wenige Minuten später dann die Erlösung via Festnetz: 63,3 Prozent der Stimmen entfielen auf den Amtsinhaber, 36,7 Prozent auf seinen Konkurrenten Thomas Sprechert (parteilos, Liste Linke). „Ich freue mich“, sagt Volker Tiefensee, „2009 hatte ich 58 Prozent bei insgesamt drei Kandidaten. Nun habe ich also wieder das Vertrauen.“ Für weitere sieben Jahre darf der heute 59-Jährige der rund 2400 Einwohner zählenden Gemeinde als ehrenamtlicher Bürgermeister vorstehen. Raus aus dem Funkloch habe er dann etliche verpasste Anrufe auf seinem Handy gesehen – alles Leute, die ihm gratulieren wollten.
Was Volker Tiefensee allerdings gar nicht freut: die geringe Wahlbeteiligung von 46,4 Prozent. 939 Bürger haben gewählt, 558 entschieden für Tiefensee. Dabei hatte er im Vorfeld der Wahl noch betont, dass die Schönwölkauer mit einer hohen Wahlbeteiligung zum Ausdruck bringen könnten, dass sie einen eigenständigen Bürgermeister und damit für die nächsten mindestens sieben Jahre eine eigenständige Gemeinde haben wollen. Die Gedankenspiele zu einer Fusion mit Löbnitz oder Krostitz, mit der Gemeinde hat Schönwölkau bereits eine Verwaltungsgemeinschaft, kreisen schließlich immer wieder. Besonders ärgerlich aber findet der Landtagsabgeordnete, dass es 57 ungültige Stimmen gab, dies entspricht 6,1 Prozent der abgegebenen Stimmen. „Das sind Protestwähler und das ist traurig für die Demokratie“, so der 59-Jährige.
In der kommenden Legislatur will Tiefensee sich verstärkt um Wirtschaft und Landwirtschaft, den Brandschutz, bessere ÖPNV-Anbindung, gute medizinische Versorgung auf dem Land und den Breitbandausbau kümmern. Auch die Gellert-Grundschule und die Kitas will der Badrinaer erhalten.
Nicht weniger zufrieden ist der unterlegene Gegenkandidat Thomas Sprechert. Er habe mit 25 bis 30 Prozent der Stimmen gerechnet, erklärte der 53-Jährige. Die fast 37 Prozent seien daher mehr als gut und er habe das Ergebnis am Sonntag gemütlich im Kreise seiner Familie gefeiert – nachdem er Volker Tiefensee persönlich gratuliert hat. Am Montag hatte er noch einen Tag Urlaub, nutze den sogleich, um seine Wahlplakate wieder abzumachen. Der Polier für Hochbau wird sich weiterhin im Ortschafts- und Gemeinderat engagieren, bleibt auch der stellvertretende Bürgermeister. Und sagt: „Ich kann es ja in sieben Jahren noch einmal probieren.“
Von Christine Jacob