Die Zelle soll weg. Die Telekom hat bei der Stadt beantragt, den öffentlichen Münzfernsprecher am Niedermarkt abbauen zu dürfen. Das sollen die Mitglieder des technischen Ausschusses des Stadtrates auf ihrer nächsten Sitzung am 6. April beschließen.
Als Grund für den geplanten Abbau gibt der Telekommunikationskonzern an, dass die Nachfrage nach der Telefonstelle in den vergangenen Jahren stark nachgelassen habe. Das liegt daran, dass die Leute heutzutage fast ausschließlich mit Mobiltelefonen anrufen. Dadurch ist der öffentliche Fernsprecher extrem unwirtschaftlich. Außerdem braucht die Telekom laut Beschlussvorlage für den technischen Ausschuss den Platz der Telefonzelle für einen Schaltschrank für die Breitband-Versorgung.
Das lässt aufhorchen: Die Telekom hatte bereits zugesagt, das schnelle Internet im Waldheimer Zentrum ausbauen zu wollen – mit einer Übertragungsrate von mindestens 30 Megabit pro Sekunde. Das hat das Planungsbüro Tele Kabel Ingenieure (TKI) aus Chemnitz im Auftrag der Stadt erhoben. Das ist wichtig zu wissen, wenn es um die Frage geht, welche Gebiete in Waldheim nach der Breitbandinitiative des Bundes und des Landes förderfähig sind. Mit der Ausbauzusage der Telekom ist das Stadtzentrum nicht mehr. Ohnehin hat der Waldheimer Stadtrat entschieden, kein Fördergeld zu beantragen, weil die zehn Prozent Eigenanteil von über einer halben Million Euro viel zu teuer sind, um Ortslagen mit schnellem Internet zu versorgen, die lediglich 13 Prozent des Stadtgebietes ausmachen.
In der entsprechenden Stadtratsitzung kam die Frage auf, wie zuverlässig die Ausbauzusage der Telekom ist. Möglichkeiten der Sanktionen gebe es nicht, antwortete darauf Uwe Hoffmann von TKI. Die Ankündigung der Telekom, auf dem Platz der Telefonzelle nun einen Breitband-Schaltschrank errichten zu wollen, kann als vorsichtiges Indiz dafür gelten, dass der ehemalige Staatskonzern sein Versprechen einhält, das Internet in Waldheim zu beschleunigen.
Von Dirk Wurzel