Johannes Christopher Lehle ist konzentriert, als er den ersten Satz des Konzerts für Fagott und Orchester in B-Dur anstimmt. Der hochgewachsene 16-Jährige ist noch leger gekleidet. Wenig später wird er im Rahmen des Musikerlebnistages auf der Hauptbühne des Döbelner Theaters auftreten. Das fasst mehr Konzertplätze als bei den Theatervorstellungen, verrät Stephan Drehmann, Dramaturg und Konzertpädagoge der Spielstätte. Etwa 230, schätzt er.
Schüler erleben Musik und Bühne unter dem Motto „Spiel weiter!“
Unter dem Motto „Spiel weiter!“ werden die Mittelsächsischen Schultheatertage und die Musikerlebnistage in Freiberg und Döbeln in diesem Jahr zusammengefasst. „Das Theater Döbeln und die Musikschule Mittelsachsen arbeiten für dieses Großprojekt zusammen“, erklärt Drehmann.
Proben mit den Profis
Lehle hat sein Fagott im Schultergurt, ab und zu wässert er das Doppelrohrblatt, das die Töne erzeugt. Das hinter ihm die Profi-Musiker der Mittelsächsischen Philharmonie sitzen, scheint ihn, so konzentriert wie er bei der Generalprobe ist, nicht aufzuregen. Dennoch: Tina Bartel, Lehrerin an der Musikschule, bittet ihn, sich ein wenig mehr zum Publikum zu drehen: „Der erste Einsatz ging noch unter.“ Der wird mit dem Orchester, das Juheon Han dirigiert, noch einmal probiert. „Können wir noch einmal die Stelle ganz am Anfang machen“, bittet auch Lehle.
Kleine Ehre für Nachwuchsmusiker
Beim dritten Einsatz ist zu hören, wie sein Solopart vor dem weichen Klang des Orchesters selbstsicherer klingt. Ähnlich die erst zehnjährige Tabea Hünerfauth, für die ein Klavier in die Mitte der Bühne geschoben wird. Sicher gleiten ihre Finger über die Tasten. Sie spielt das Klavierkonzert von Georg Vogler in C-Dur. „Das Spielen ist auch eine Auszeichnung, wir schicken hier unsere zuverlässigsten und besten Schüler her“, verrät Lehrerin Bartel.
Intensive Vorbereitungen
Das erklärt auch Lehles Routine am Fagott: Er kenne das Stück bereits, verrät er im Anschluss und hat auch schon Erfahrungen mit dem Jugendorchester sowie als Solist bei Landes- und Regionalwettbewerben gesammelt. „Wir haben bereits davor einmal mit den Philharmonikern geprobt“, sagt er. Trotzdem schätzt er, jeder der jungen Musikschüler habe jeweils ein halbes Jahr Zeit und Übung investiert.
Tschaikowskys „Schwanensee“ als Höhepunkt
Acht Schüler traten dabei am Sonnabend mit Stücken von Marcello, Tartini, Bach oder auch Mozart als Solisten auf. Sie spielten Blockflöte, Violine, Trompete oder auch Klavier. Elf dann im Anschluss Seite an Seite mit den Profis der Philharmonie den Abschluss des Konzertes: Die letzte Szene aus Tschaikowskys „Schwanensee“. Die Schlüsselszene gerät bereits bei der Probe aufwühlend und mitreißend.
„Spiel weiter!“ wird fortgesetzt
Das eineinhalbstündige Konzert war nur der Auftakt von „Spiel weiter!“, das zu Beginn der Sommerferien mit Auftritten von zwölf Theatergruppen und einem Musikerlebnistag am 27. Mai im Theater Freiberg fortgesetzt wird.
Von Manuel Niemann