So etwas gibt es nicht alle Tage zum Frühstück: Straußenrührei, Straußensalami oder Leberwurst aus Straußenfleisch. Zum ersten Sonntagsfrühstück hatten die Betreiber des Straußenhofes in Striegistal eingeladen. Trotz verwehter, winterlicher Straßen kamen die Gäste aus Chemnitz, Dresden, der Region Döbeln und dem Striegistal.
„Wir wollen unsere Besuchern immer mal etwas Neues bieten und dabei neben unseren Straußenprodukten auch auf die anderen Direktvermarkter im Striegistal hinweisen“, sagt Heidi Reißig. Ihr Sohn Marcus und ihr Mann Wolfgang betreiben den Straußenhof im Nebenerwerb. Und so kam etwa der Kaffee oder Senf zu den Straußenwienern von der Schubert-Mühle im Ort, auch das Müsli auf dem Frühstücksbuffet war Bio.
Seit 15 Jahren betreibt die Familie Reißig den Straußenhof in Pappendorf. Vor der Wende standen in den Ställen des Familienhofes Milchkühe der LPG. Als die Familie den Hof nach der Wende zurückbekam suchte man gemeinsam nach Möglichkeiten ihn zu bewirtschaften und zu erhalten. „Beim Familienurlaub an der Ostsee haben wir eine Straußenfarm besucht. Danach haben wir erst etwas herumgeflachst und uns dann ernsthaft mit der Straußenzucht befasst“, erzählt Marcus Reißig. Ein gutes halbes Jahr dauerte dann das Genehmigungsverfahren. Eine Menge Auflagen waren zu erfüllen. Vater und Sohn gründeten als Betreiber des Straußenhofes eine GbR.
Heute leben 76 Tiere auf Strauße auf dem Hof. Es gibt zwei Zuchtgruppen mit je drei Hennen, die von den beiden stolzen Hähne Lui und Sit angeführt werden. Die geschlechtsreifen Tiere sind durchaus mit Vorsicht zu behandeln. Sie leben in ihrer Gruppe für sich. Hinterm Nest gibt es eine Tür, damit die Eier entnommen werden können, während der Hahn mit Futter abgelenkt wird. 40 bis 100 Eier legen die Hennen. Die meisten werden im Brutschrank für die Zucht bebrütet. Denn die anderen knapp 70 Strauße auf dem sind noch nicht geschlechtsreife Jungtiere. Daher sind sie recht ungefährlich. „Sie sind allerdings recht neugierig und picken auf alles, was blinkert. Auch Brillen und Uhren sind sehr interessant. Selbst meine Mütze holen sie mir schon mal vom Kopf“, sagt Marcus Reißig schmunzelnd. Die Schnäbel verursachen schon mal blaue Flecke. Ein Tritt vom Strauß wäre schlimmer. Die großen und kleinen Besucher kommen den Straußen dank der Doppelzäune nicht so nah. Höchstens den Küken, die im Frühjahr über den Hof rennen.
4 bis 5 Tiere pro Monat, vor dem Hoffest im Juni oder dem Weihnachtsmarkt auch ein paar mehr, werden geschlachtet und in einer Landfleischerei zu Fleisch- und Wurstspezialitäten verarbeitet. Diese gibt es dann jeden Dienstag- und Freitagnachmittag und Sonnabendvormittag im Hofladen zu kaufen. Dazu Souvenirs vom Portmonee aus Straußenleder, Naturseife aus Straußenfett, hergestellt in der nahen Seifenmanufaktur in Marbach, Liköre aus Marbach und viele weitere Produkte aus der Region. Dazu Pyramiden aus Straußeneiern oder Staubwedel aus den Straußenfedern.
Regelmäßig bieten die Hofbetreiber in ihrer kleinen Verkostungsstube auf dem Hof Verkostungen und kleine Veranstaltungen an. „Neben dem Sonntagsfrühstück, das wir im August wieder anbieten, haben wir Koch- und Grillkurse, aber auch kleine Kulturveranstaltungen sowie Firmen- und Familienfeiern“, sagt Heidi Reißig.
Am 16. Juni findet wieder das jährliches Hoffest auf dem Straußenhof Striegistal statt.. Auch dann gibt es wieder Rührei vom Strauß und weitere Gaumenfreuden sowie ein breites Angebot für Kinder und Erwachsene. Zuvor gibt es am letzten Sonntag der Osterferien von 10 bis 16 Uhr einen spannenden Ferientag auf dem Straußenhof mit Spielen vom Chemnitzer Spielemuseum und vielen weiteren Angeboten für Kinder.
Weitere Infos unter www.straussenhof-striegistal.de
Kommentar: Lokal denken und handeln
Die Idee ist im Kommen. Das zeigt der Straußenhof im Striegistal deutlich. Ländliche Produkte sind gefragt. Das merken die Straußenzüchter am Absatz der eigenen Fleisch- und Wurstspezialitäten. Doch sie merken es auch am riesigen Interesse der Menschen am Sonntagsfrühstück mit den regionalen Produkten der Region. Für Straußenwiener an Striegistaler Senf, Biomüsli und anderen Produkten von Direktvermarktern aus der Region fahren sie aus Chemnitz und Dresden kilometerweit über schneeverwehte Straßen. Das hausgemachte, hauschlachtene, selbst und vor allem nicht industriell produzierte Lebensmittel ist nicht nur reizvoll. Es ist für die meisten Menschen auch ein Höhepunkt, etwas ganz besonderes, ein kleiner Luxus auf dem Esstisch. Die Straßensalami und das Straußenrührei schmecken viel besser, wenn man draußen vor dem Fenster noch den Rest der Straußenfamilie und vor allem ihre Haltung sehen kann.
Gerade bei Lebensmitteln sollte auch im normalen Alltag mehr und mehr eine Rolle spielen, ob sie aus der Region kommen. Lokal denken und handeln – schmeckt nebenbei auch besser.
th.sparrer@lvz.de
Von Thomas Sparrer