Die Zeit der Döbelner Seife war vorbei.
Dass sie keineswegs vergessen ist, zeigte zum Beispiel der gestrige Internationale Museumstag, der in Döbeln ganz im Zeichen der einstigen Seifenstadt stand. "Vom Seifensieder zur feinsten Hautpflege" heißt die neue Sonderausstellung, die im Stadtmuseum eröffnete und dort noch bis zum 5. Juni zu besichtigen ist. Darauf eingestimmt hatte am Nachmittag der Heimatfreund Karl-Heinz Enzmann mit einem Vortrag über die Geschichte der 1876 in Döbeln gegründeten Seifenfabrik Hermann-Otto Schmidt, die genau 130 Jahre später mit besagter Schließung des Florena-Betriebsteils endete.
Wie groß das Interesse an diesem Thema ist, zeigten die über 50 Besucher, die zum Vortrag ins Rathaus gekommen waren. Und Enzmann fiel es nicht schwer, mit seinem Wissen und seinen Recherchen für Spannung und Kurzweil zu sorgen. Da war zum Beispiel das tragische Unglück, bei dem durch die Explosion eines Laugen-Behälters im April 1938 in der Schmidtschen Fabrik sechs Beschäftigte ums Leben kamen. Eine Gedenktafel für die Toten ist noch heute auf dem Döbelner Friedhof zu finden. Nach dem Wiederaufbau der durch die Explosion zerstörten Gebäude entstand in Döbeln die damals modernste Seifenfabrikation Deutschlands.
Nicht nur Fein- und Rasierseifen wurden in Döbeln hergestellt. Auch das Läusemittel Supulex. "Die Döbelner erkannten, dass das Mittel brennbar war und verwendeten es in der Petroleumlampe. Damit es nicht so rußte, fügten sie noch ein paar Körner Salz hinzu", erzählte Enzmann. Nach Verstaatlichung der Seifenproduktion entstand der VEB Decenta. Für die Seifen-Familie Schmidt war der Weg dahin ein dunkles Kapitel. Wie der Enkel des Firmengründers, der 97 Jahre alte und in Döbeln lebende Werner Schmidt, gestern selbst berichtete, wurden die Namen der eigentlichen Eigentümer im Grundbuch geschwärzt. "Das hatten Kommunisten hier vor Ort in Döbeln zu verantworten." 1981 fusionierten Decenta und Florena Waldheim. Nach der Wende erhielten Schmidts das Angebot, den Betrieb zurückzukaufen, die utopische Summe konnten sie nicht aufbringen, aus dem VEB Florena wurde die Florena GmbH. 2002 übernahm Beiersdorf.
Nach dem Vortrag von Karl-Heinz Enzmann ging es im Museum ans Seifemachen - nicht im Fabrik-, sondern im Manufakturstil. Kerstin Schmiedel-Zimmermann aus Marbach zeigte in einer extra eingerichteten kleinen Seifenküche, wie es geht. Der Erich-Heckel-Freundeskreis bot im Museumscafé selbst gebackenen Kuchen an, der mit Swingmusik des K+K Tanzorchesters noch mal so gut schmeckte. In der oberen Etage des Stadtmuseums waren die Ergebnisse der Jugendkunstwerkstätten 2014 und 2015 zu sehen.
Kathrin Fuchs von der Stadtverwaltung freute sich über den großen Zuspruch: "Wir versuchen, das Angebot beim Museumstag möglichst breit zu fächern, damit für jeden etwas dabei ist. Wie man sieht, ist das Konzept wieder gut aufgegangen." © Kommentar
Olaf Büchel