„Meine Mutter schwebt im Weltall und Großmutter zieht Furchen“ – so heißt Franziska Wilhelms Debütroman, mit dem die junge Autorin am Freitag um 19 Uhr in der Harthaer Stadtbibliothek (Eintritt frei) zu Gast ist. Das Buch mit dem kuriosen Titel spielt Ende der 90er-Jahre in der fiktiven ostdeutschen Gemeinde Strottenheim. Strottenheim ist kein Ort, in dem die Hoffnung einfach so auf Bäumen wächst. Wer in der örtlichen Sportplatzkneipe der Familie Enders absteigt, ist entweder Stammgast oder fertig mit dem Leben und gewillt, sich vor den nächsten Zug zu schmeißen. Wirtstochter Milla wird aus dieser Trostlosigkeit gerissen, als sie sich zusammen mit dem lebensmüden Kalle auf die Suche nach ihrem geliebten Onkel Jano machen muss.
„Der Roman ist eine Mischung aus Kneipenstorys, Familiengeschichten und einem Roadmovie“, erklärt Franziska Wilhelm. Vier Jahre recherchierte die Autorin selbst in Provinzkneipen und auf ihrem eigenen Roadtrip nach Bratislava, bis am Ende das fertige Buch über die Ladentheke wanderte. Die Idee kam ihr, als sie selbst stundenlang wegen eines Personenschadens, wie es auf Bahndeutsch heißt, im Zug festsaß. „Es geht viel um Loser und die ostdeutsche Provinz“, gibt die 34-Jährige zu. Damit der Leser trotzdem nicht in „trostloser Trotzigkeit“, wie Wilhelm die Stimmung beschreibt, ertrinkt, sorgen schräge Charaktere und eine Prise Humor für die Leichtigkeit in der Erzählung. Mit Humor kennt sich die Autorin aus, die vom Poetry Slam kommt und heute regelmäßig als Teil der Lesebühne „Schkeuditzer Kreuz“ ihre Texte präsentiert.
Von André Pitz