Stadtführung auf arabisch – Das gibt es in Döbeln nicht jeden Tag. „Auf Urdu und russisch noch dazu“,sagt Omar Chwehna lächelnd. Er führte in diesen Tagen ganze Gruppen von Flüchtlingen durch Döbeln. Er zeigte ihnen die Bibliothek, das Rathaus mit dem Einwohnermeldeamt, die Führerscheinstelle beim Landratsamt und erklärte viele Gepflogenheiten am Rande, etwa die roten Streifen der Radwege im Stadtgebiet, auf denen man nicht laufen darf. Seine Zuhörer sind Asylbewerber und Flüchtlinge, die bereits einen Bleibestatus zuerkannt bekommen haben. Sie leben in Döbeln in den Gemeinschaftsunterkünften in der Bahnhofstraße, der Mastener Straße und der Friedrichstraße. Die erste Gruppe, die Omar durch Döbeln führt sind Pakistani. Er erklärt ihnen in arabisch. Einer unter ihnen, der arabisch spricht, übersetzt den anderen in Urdu, die Amtssprache in Pakistan. Die Männer nicken und staunen. Sie freuen sich, in Döbeln zu sein und könnten sich auch vorstellen zu bleiben, wenn sie hier die Chance bekämen, sich etwas aufzubauen und von den Einheimischen anerkannt würden. „Sie bitten die Döbelner, sich nicht vor ihnen zu erschrecken, weil sie anders aussehen. Und sie wünschen sich nicht mit den Kriminellen wie in Köln gleichgesetzt zu werden. Sie wollen sich in Deutschland einfügen und deutsche Werte leben“, übersetzt Omar.
Der syrische Sachse, wie sich Omar selbst bezeichnet, lebt seit vielen Jahren in Döbeln. Er betrieb bis 2002 die Pizzeria Aleppo in der Ritterstraße, benannt nach seiner Heimatstadt in Syrien. Seit kurzem hat er eine neue Aufgabe. Nach einer Umschulung bei den Eckert-Schulen in Döbeln erinnerte sich der Bildungsträger im vergangenen Jahr an den Syrer, der fließend Arabisch, Englisch und wegen seiner russischstämmigen Ehefrau auch Russisch spricht.
„Omar Chwehna baut bei uns gerade so etwas wie eine kulturelle Brücke“, sagt Anna Monika Kutzsche, Sprecherin der Eckert-Schulen für den Bereich Ost. Der Bildungsträger veranstaltet in seinen Räumen an der Roßweiner Straße in Döbeln mehrere Begegnungskurse für Asylbewerber und Flüchtlinge. Als integrative Maßnahmen werden diese über die Sächsische Aufbaubank vom Freistaat Sachsen gefördert. Insgesamt 90 Teilnehmer lernen dabei ein wenig deutsch, um sich zu verständigen. „Vor allem aber geht es um Grundlagen zur Alltagsbewältigung bei uns wie Bus- und Bahnfahren, Einkaufen, das Wiegen von Obst im Supermarkt oder auch darum, einfach bei ihren deutschen Gastgebern nicht anzuecken“, sagt Anna Monika Kutzsche. Deutsche Kultur, Normen und Werte solle der Kurs ein Stück weit vermitteln, als erster Schritt zur Integration.
Omar Chwehna bricht für seine Kursteilnehmer eine Lanze: „Das sind die Flüchtlinge, die sich integrieren wollen. Sie hoffen, dass sie bei den Einheimischen eine Chance bekommen und keiner vor ihnen davon läuft“, sagt er und die Syrer, Iraker, Kurden, Georgier und Tschetschenen in seiner zweiten Gruppe nicken. Seine syrischen Landsleute sind alles junge Männer. Sei seien von ihren Familien ins Ausland geschickt worden, um der Wehrpflicht von Assads Armee zu entkommen. In der undurchsichtigen Lage im vom Bürgerkrieg gebeutelten Land besteht die Gefahr, dass wer eingezogen wird, auf die eigenen Leute schießen muss, lassen sie den Dolmetscher übersetzen
Von Thomas Sparrer