Im Uferbereich der Mulde zwischen Kössern und Großbothen wurde am Mittwoch eine männliche Leiche gefunden. Die Suche stand im Zusammenhang mit dem Vermisstenfall Christian Morgenstern. Eine Tauchergruppe der Polizei befuhr die Mulde flussabwärts, wo auch schon einmal per Hubschrauber gesucht worden war.
Der 20-jährige Leisniger verschwand am Neujahrstag. In den vergangenen Wochen suchten Polizeikräfte intensiv nach dem Verschwundenen. Während die Polizei zur Identität der Person noch ermittelt, werden bereits erste Schlüsse gezogen: Kann es sich um den seit dem Neujahrstag vermissten Christian Morgenstern handeln?
Das müsse nun zweifelsfrei im Rahmen einer Sektion festgestellt werden, verlautet von der Polizeidirektion Chemnitz. Sprecherin Jana Ulbricht teilt weiter mit, dass Polizeibeamte mit den Eltern des Vermissten Kontakt aufgenommen haben. Mit einem verlässlichen Ergebnis der Untersuchung wird für Donnerstag gerechnet.
Zur Untersuchung in die Rechtsmedizin
Zusammen mit Christian Morgenstern sind am Neujahrstag persönliche Dokumente verschwunden, so seine Geldkarte. Unter anderem hatte er auch sein Handy dabei und die Brieftasche mit einer größeren Menge an Bargeld. Diese Dinge, so sie der Gefundene in dem Moment noch bei sich trug, würden einen Hinweis auf dessen Identität geben. Jedoch, so Polizeisprecherin Jana Ulbricht, könnten die in den Wochen in der Mulde auch aus der Kleidung ausgespült worden sein.
Da es sich in jedem Fall um eine unnatürliche Todesursache handelt, wird der geborgene Leichnam zur Untersuchung in die Rechtsmedizin nach Chemnitz überführt. Polizeibeamte hatten bereits wenige Tage nach dem Verschwinden des jungen Mannes bei den in Leisnig wohnenden Eltern des Vermissten zahnmedizinische Unterlagen sowie Material für einen genetischen Abgleich abgeholt. Anhand dessen könne eine Identifizierung sicher erfolgen, so Ulbricht.
Ermittlungen laufen weiter
Nun sind die Rechtsmediziner am Zug. Sobald die Identität geklärt ist, steht die Frage nach den genauen Todesumständen im Raum sowie die Frage, ob es Hinweise auf eine Straftat gibt. Sofern die rechtsmedizinischen Untersuchungen dies ergeben, würden die Ermittlungen dann auch in diese Richtung gelenkt, sagt die Polizeisprecherin.
Zunächst Ermittlungen in alle Richtungen
Der Fall Christian Morgenstern warf bislang schon viele Fragen auf. Kleidung und persönliche Dokumente wie zum Beispiel der Studentenausweis des jungen Mannes wurden am Neujahrstag auf der Fußgängerbrücke von Fischendorf gefunden. Was aber fehlte, war dessen Brieftasche mit einer größeren Menge Bargeld, seine Geldkarte sowie sein Mobiltelefon.
Die Polizei ermittelte von Beginn an in alle Richtungen: Entweder ein Mensch ist absichtlich untergetaucht. Oder es gab einen Unfall. Die Möglichkeit von Suizid wird in Betracht gezogen. Geprüft wird außerdem, ob Anhaltspunkte für eine Straftat vorliegen.
Mysteriöse Umstände des Verschwindens von der Brücke
Für Letzteres hatten die Eltern wenige Tage nach dem Verschwinden ihres Sohnes einen Verdacht geäußert. Als Indiz dafür nehmen sie an, dass die Kleidung ihres Sohnes wie absichtlich hingelegt auf der Brücke vorgefunden wurde.
Der Vater findet zudem seltsam, dass die Jacke seines Sohnes zu dem Zeitpunkt trotz lang anhaltenden Regens relativ trocken gewesen sei. Dass mit seinem Sohn auch die Wertgegenstände verschwunden sind, könnte seiner Meinung nach auf ein Raubdelikt hindeuten. Zudem hält es die Familie für fraglich, ob die Fischendorfer Brücke tatsächlich der Ort des Verschwindens von Christian Morgenstern ist.
Alternativen zum angenommenen Szenario?
Eigene Rekonstruktionen des zeitlichen Ablaufs ergeben: Von zu Hause, wo Morgenstern am Neujahrsmorgen nach einer Silvesterfeier noch eine Tasche abstellte, hat er das elterliche Grundstück aus einem Gartentor zwar in unbekannter Richtung verlassen. Bis zur Fußgängerbrücke kann er nicht mehr gelangt sein.
Ein Überwachungsvideo vom Neujahrsmorgen von einem nahe gelegenen Supermarkt zeigt kurz nach 4 Uhr eine Person, die in Größe und Statur Morgenstern sein kann. Sie trägt ein angeschaltetes Mobiltelefon in der Hand. Etwa 20 Minuten später wird das Telefon abgeschaltet. Ein für die Polizei verwertbarer Hinweis ergab sich daraus noch nicht.
Von Steffi Robak