„Wer nicht liebt, Wein, Weib, Gesang … “, Moderatorin Irina Schädlich hatte den berühmten Vers kaum begonnen, da stimmte das Publikum schon ein: „ … der bleibt ein Narr sein Leben lang.“ Unter den steinernen Augen des Versgebers Martin Luther feierten die Döbelner am Sonnabend ein ausgelassenes Weinfest an der Nicolaikirche.
Zum zehnjährigen Jubiläum war das Fest an seinen Ursprungsort, den Lutherplatz, zurückgekehrt. Wegen Bauarbeiten an der Kirche musste in den vergangenen Jahren auf den Niedermarkt ausgewichen werden. Der alte Standort kam bei den Besuchern gut an. „Hier ist einfach eine besondere Atmosphäre durch die Kirche und den Markt“, schwärmte etwa Kerstin Dubiel aus Döbeln, die sich an einem Federweißer erfreute. Sie und ihr Mann Steffen besuchen das Weinfest seit seinen Anfängen und freuen sich über die vielen Weinverkäufer aus der Region.
Einer davon ist die Handelsvertretung Börnert aus Döbeln, die von Corinna Börnert geführt wird. In ihrer Hütte herrschte reger Familienbetrieb: Mann, Tochter, Bruder, Schwägerin und Schwiegermutter packten mit an und versorgten die Gäste mit Weinen aus dem Rheingau, Rheinhessen und dem Saale-Unstrut-Gebiet. Die 54-Jährige, die ein Wäsche- und Dessousgeschäft in der Innenstadt betreibt, lobte die familiäre Stimmung: „Es hat sich über die Jahre toll entwickelt – ganz Döbeln trifft sich hier, um zu reden und zu genießen.“
Und so wurde auch überall gegrüßt und in die Menge gewunken. Nur war es manchmal schwierig, die Bekannten dann auch zu erreichen, zumal mit einem Weinglas in der Hand – schon am frühen Abend herrschte dichtes Gedränge zwischen den Ständen. Die Bänke und Tafeln in der Mitte des Platzes waren durchgehend besetzt und füllten sich fast automatisch auf. Das lag auch am bunten Programm: Ein Höhepunkt waren die Solisten des Ensembles „Loge Nr. 5“, die am Nachmittag a capella-Stücke vortrugen. Am Abend sorgten Mitglieder des Zschaitzer Faschingsclubs für Stimmung – wahlweise als Nonnen und Mönche, Stewardessen oder verruchte Tänzerinnen (und Tänzer) verkleidet. Am späteren Abend ließ die Band „Daniel and the Glasses“ Rock ’n’ Roll von den 50er- bis 70er-Jahren aufleben.
Weinfest-Organisatorin Angela Petzoldt, als Sachgebietsleiterin für Kultur im Döbelner im Rathaus gemeinsam mit den Weinhändlern für das Fest zuständig, zog ein positives Fazit: „Wir wollten zum Zehnjährigen unbedingt zurück zu diesem tollen Ambiente, die Resonanz ist super. Die Döbelner wissen eben: Weinfest ist nur einmal im Jahr und freuen sich auf diesen Tag.“
Von Maximilian König