Hilfe für Feuerwehrleute bei psychischer Belastung: Sachsens Landesfeuerwehrverband plant, ein eigenes Einsatznachsorgeteam aufzubauen. Die Informationen liefen dieser Tage über die Kreisfeuerwehrverbände, Bewerbungen für die Mitarbeit in diesen Teams sind noch bis Ende Februar möglich. Der Landesverband sieht dringenden Bedarf, eine solche Gruppe zu entwickeln. Sie soll ihm auch direkt angegliedert werden.
Im Verband ist man der Auffassung, dass die bisherigen Notfallseelsorger und Kriseninterventionsteams den Einsatzkräften zwar Hilfe leisten können, aber dies nur bedingt. Grund dafür sei ihre Spezialisierung in der Ausbildung. „Sie sind prädestiniert, die psychologische Sofortbetreuung von Angehörigen und Unfallbeteiligten zu leisten“, teilt der Verband mit. Allerdings nicht von Einsatzkräften der Feuerwehr.
Wie schwer Einsätze die Kameraden belasten können, erlebten die Delitzscher Feuerwehrleute im Juni 2013 sehr hautnah und nachhaltig. Bei der Fahrt zu einem Hochwassereinsatz kam es zu einem Unfall mit einem Löschfahrzeug, es gab einen Schwerverletzen und mehrere Leichtverletzten. Noch am Abend des tragischen Ereignisses waren Notfallseelsorger bei den Delitzschern im Gerätehaus, um ihnen Beistand zu geben. „Das hat auf jeden Fall geholfen“, erinnert sich Wehrleiter Dieter Franze. Direkt am Ort des Geschehens hat es allerdings diese Hilfe nicht gegeben, obwohl sie dort dringend notwendig war. „Insofern ist es sinnvoll, dass wir in unseren Reihen selbst Kameraden haben, die dann diese Hilfe leisten können“, sagt Franze. Darauf setzt auch der Verband und erklärt, dass diejenigen schnelle und fachkundige Hilfe leisten können, die auch wissen, was in den Kameraden vorgeht, was sie durchmachen. Psychologische Kenntnisse seien natürlich trotzdem erforderlich. Die sollen die Mitglieder des Teams in einer zweigeteilten Zusatzausbildung erhalten.
Auch für Nicole Fischer, Sprecherin der Wiedemarer Gemeindewehr und Wehrleiterin der Ortswehr Wiedemar, ist das Einsatznachsorgeteam eine „gute Sache“. Innerhalb der Wehr würden Einsätze natürlich aufbereitet, aber zumeist mache jeder die dabei erhaltenen Eindrücke mit sich selbst oder in einer kleinen Gesprächsrunde aus.
Für die Mitarbeit in den Teams sind allerdings spezielle Voraussetzungen zu erfüllen. Die Frauen und Männer sollten mindestens auf einen fünfjährigen aktiven Dienst in der Feuerwehr vorweisen können, mindestens 25 Jahre alt sein und die Ausbildung zum Gruppenführer abgeschlossen haben. Inwiefern der Bewerber über die geeignete Persönlichkeitsstruktur verfügt, entscheidet sich dann in den Bewerbungsgesprächen, die für April geplant sind. Der Verband stellt sich vor, dass die Dreier-Teams unter Leitung eines professionellen Helfers, vorzugsweise eines Psychologen, agieren und bei Bedarf regional abrufbar sind.
Von Ditmar Wohlgemuth