Nun beenden sie ihre Schulzeit, erhalten 14. Juli ihre Zeugnisse im Bürgerhaus. Die LVZ hat sich kurz vor dem Abschied mit den Klassensprechern der vier Abschlussklassen unterhalten. „Der erste Schultag damals war sehr aufregend, neue Lehrer, neue Mitschüler“, erinnert sich Sebastian Drechsel. Laura Gotthardt weiß noch, wie aufgeregt sie war. Alles war neu, viele Fotos wurden gemacht. Beide kamen von kleinen Grundschulen sie von der Narsdorfer, er von der Kohren-Sahliser. Sie seien von der 5. bis zur 7. Klasse jeweils lange in der Schule gewesen, hätten dann aber alle Hausaufgaben fertig gehabt – das sei nicht schlecht gewesen, finden die beiden 16-Jährigen rückblickend. „Mir war bewusst, dass ich Gemeinschaftsschüler bin“, sagt Laura. Schon früh habe sie erklärt bekommen, dass dies etwas Neues sei. „Stimmt“, erinnert sich auch Sebastian. Gut seien die A- und B-Lehrgänge gewesen, findet die Breitenbornerin. Durch die Möglichkeit, jeweils ins anspruchsvollere oder leichtere Niveau zu wechseln, sei es nicht langweilig gewesen und keiner sei überfordert worden. „Mir stand es offen, auf ein Gymnasium zu gehen“, erzählt Realschüler Sebastian. Er habe sich für eine Ausbildung entschieden, aber sein künftiges Unternehmen habe gewürdigt, dass er einen höheren Abschluss als andere Mittelschüler habe. Der Gnandsteiner wird den Beruf eines Sozialversicherungsfachangestellten bei der Deutschen Rentenversicherung in Leipzig erlernen. Eine kompakte Arbeit, vielfältig, aber auch mit persönlichem Kontakt – das gefällt ihm. Laura wird nun ein Freiwilliges Soziales Jahr im Krankenhaus Rochlitz absolvieren, möchte dann eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester machen. Dass der Schulversuch „Schule mit besonderem pädagogischen Profil/Gemeinschaftsschule“ 2009 auf Geheiß der Landesregierung abgebrochen werden musste, bedauert nicht nur Laura. „Das war ein Markenzeichen, da war man stolz drauf“, bestätigt sie. Als erster Jahrgang haben die heutigen Zehntklässler damals die Tradition begründet, jeweils einen Stein als „Grundstein ihrer Bildung an der Paul-Guenther-Schule“ in die vorbereitete Schulmauer zu drücken. Eric Holz hat damals einen Quarz ausgewählt, den er einmal bei seinem Heimatort Ebersbach auf dem Feld gefunden hatte. „Mein Stein war zu klein, da habe ich einen von Herrn Neuhaus bekommen“, erinnert sich Saskia Frank an das Geschenk ihres neuen Schulleiters. Die Geithainerin hat schon von der ersten Klasse an in der Paul-Guenther-Schule gelernt, hatte in der vierten eine Bildungsempfehlung zum Gymnasium erhalten. Doch sie und ihre Familie entschieden sich für die Gemeinschaftsschule. „Ich bin zufrieden damit“, blickt die 16-Jährige zurück, die nun eventuell noch weiter lernen will. Mit vielen Freunden von der Grundschule gemeinsam ist sie damals in die 5. Klasse gewechselt, nur wenige wären an eine andere Schule gegangen. Als zweite Fremdsprache hat die Realschülerin bis zur Klasse zehn Französisch gelernt. „Ich denke, dass kann man gebrauchen“, sagt sie. Eric hat bis zur neunten Klasse zusätzlich Russisch gemacht. „Es gibt ja viele Industrie-Einflüsse aus Russland oder ich arbeite mal dort“, ist auch er überzeugt, dass sich die Mühe gelohnt hat. Eric hat in Mathe und Physik im jeweiligen B-Lehrgang angefangen, ist dann ins A-Niveau gewechselt. „Das war anspruchsvoller, ich habe es als Herausforderung genommen“, erzählt er. Nun möchte der 16-Jährige gern eine Ausbildung als Elektriker für Automatisierungstechnik absolvieren. Klassensprecher war er erst im letzten Schuljahr geworden. Er wollte im Schülerrat für seine Klasse eintreten, auch wenn die monatliche Beratung eine zusätzliche Belastung gewesen sei. „Sich für die Klasse einzusetzen, war eine Herausforderung“, sagt Saskia, die fünf Jahre lang Klassensprecherin für ihre Mitschüler war. Von zusätzlichen Sitzgelegenheiten bis hitzefrei hätten die Themen gereicht, für die der Schülerrat sich einsetzte. Organisatorisches sei jeweils noch hinzu gekommen, wie das jährliche Freibadfest.
Inge Engelhardt