Weit weg schienen am Wochenende auf Schloss Döben die Gegenwart und die mit ihr verbundenen Probleme. Denn Sandra und Lutz Lehmann sowie ihr Falkenberger „Heiterhaufen“ hatten hoch über der Großen Kreisstadt zum dritten Mal zu einer Zeitreise ins Mittelalter eingeladen.
Mit auf Tour waren dabei ein Fakir, die Musikformation „Duo Obscurum“, ein Medikus, über 30 Handwerker und Händler sowie eine ganze Reihe von mehr oder weniger geharnischten Rittersleuten, die zwei Tage lang auf dem Schlossgelände ihr Lager aufgeschlagen hatten. Dort lieferten sie sich zwar auch den einen oder anderen publikumswirksamen Zweikampf mit Schwert und Streitaxt, zentrales Anliegen der Hobby-Historiker war es aber, dem Publikum fern jeder Show das Leben rund 200 bis 300 Jahre vor Kolumbus’ Entdeckung Amerikas, an der gemeinhin der Beginn der frühen Neuzeit festgemacht wird, nahezubringen.
Ohne dabei den Anspruch zu erheben, dass es so und nicht anders gewesen sei. „Keiner von uns war schließlich dabei“, deutet Jan Zelsmann an, dass es lediglich darum ginge, sich „so nah wie irgend möglich“ der Geschichte zu nähern. Der 46-jährige Leipziger, der in der Kostümierung eines Gewappneten aus dem 13. Jahrhundert auftrat, nähert sich der Geschichte, wenn er sein berufliches Tagwerk im EDV-Bereich erledigt hat. „Wenn man über neun Stunden hinweg mit imaginären Bits hantiert, dann ist es erholsam, am Feierabend und Wochenende etwas mit seiner Hände Arbeit zu schaffen und sich allgemein mit greifbaren Dingen zu beschäftigen“, sagte er.
Dinge zumal, mit denen er und seine Döbener Mitstreiter anderen Menschen eine Freude bereiten können. „Gut, dass es Leute gibt, die sich in unserer materiell geprägten Zeit aus Freude an der Sache und der Geschichte mit dieser Materie beschäftigen“, befindet etwa Dieter John aus Belgern. Und noch besser, ergänzt seine Ehefrau Irmgard, wenn sie es in einem solch passenden Umfeld wir dem Döbener Schloss tun. „Ein sehr schönes Ambiente, wir kommen ganz sicher im nächsten Jahr wieder hierher“, so die Mittsiebzigerin.
Pläne, die nach dem Geschmack von Mittelalterfest-Organisatorin Sandra Lehmann sein dürften, die ankündigte, dass man so schnell nicht vorhabe, Döben als Veranstaltungsörtlichkeit den Rücken zu kehren. „Das Gelände ist toll und eignet sich hervorragend für eine Mittelalter-Veranstaltung“, erklärte die Süd-Brandenburgerin. Eine Veranstaltung, bei der bewusst auf zu viel Spektakel verzichtet würde. „Für uns ist es sehr wichtig, möglichst viele Angebote für Kinder bereitzuhalten, wozu wir auch die Präsentation alter Handwerkskünste zählen.“
Von Roger Dietze