Team Nutella, FC Illuminati, Gurkensaft GmbH, Die Unschlagbaren 04 – bis zu 60 Street-Soccer-Teams wetteiferten sechs Stunden lang um den Einzug ins Sachsenfinale. Auf drei Courts gingen Kiddies und Erwachsene in die Vollen. Auch Toni Erdmann (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Kinohelden) wählte mit den Seinen einen coolen Namen: „Die Zerstörer“. Die Veranstalter legten ihr Veto ein: „Denkt Euch bitte was Netteres aus.“ Gesagt, getan. Schon firmierten Tim Spangenberg, Leon Reinhold, Noah Wetzig und eben auch Toni Erdmann unter „Fairplay Gamer“.
Fairness war Programm in der Grimmaer Muldentalhalle. Rempeln, Blutgrätschen und Meckern brachten Strafpunkte ein. Wer foulte, konnte seinen Fehler zumindest halbwegs gut machen, indem er den Regelverstoß freimütig zugab – und zwar bevor der Schiri eingriff. Besser als Loddar Matthäus von Sky analysierte Jerome John von der Deutschen Soccer Liga mit den keuchenden Kickern am „Grünen Tisch“ jedes Spiel einzeln.
Seit dem 5. März machte die Fairplay-Soccer-Tour in Sachsen bereits Station in Städten wie Auerbach und Annaberg, Hoyerswerda und Bischofswerda, Freiberg und Chemnitz. Am Sonntag ist Landesfinale in Zschopau. Dafür qualifizierten sich in Grimma die drei fairsten und besten Teams aus jeder Altersklasse.
2010 startete das größte sportpädagogische, integrative Projekt Deutschlands mit 3000 Teilnehmern, im vorigen Jahr waren es schon fast 40 000. Der elfjährige Zubayr Shavkhalov aus Tschetschenien („Habe den härtesten Schuss der Schule“) war genauso dabei wie Sebastian Sasan (10) aus dem Irak und der neunjährige Hannes Strickrodt vom Hohnstädter SV. Übungsleiter Silko Stein: „Hannes trainiert im DFB-Stützpunkt bei Ragnar Zaulich, stellt sich aber voll in den Dienst der Truppe. In der Liga spielen wir nur gegen Ältere, sind dennoch toller Tabellendritter.“
Anja Bergmann, Marlies Kik, Thilo Streller und Kevin Schmiel-Mosig vom Sponsor, der Sparkasse Muldental, unterhielten die Jungs und Mädchen mit Dart, T-Wall und Slalom. Gastgeberin Fanny Petereit servierte heiße Würstchen und kühle Limo. Tobias Ziehn vom Landessportbund unterstützt die Karawane von Beginn an: „Wir sind 22 Leute, die mit fünf Lkw von Ort zu Ort fahren und immer alles aufbauen.“ Er ist begeistert vom Sportsgeist der Straßenfußballer: „Wer sich weh getan hat, wird sofort getröstet. Anschauungsunterricht für alle Bundesligaprofis!“ Der zwölfjährige Niels Lange aus Colditz bolzt sonst immer auf dem Schulhof. Er war Feuer und Flamme, kickte gekonnt den etwas schwereren Futsal-Ball: „Wir durften zwei Stunden Kunst schwänzen, ganz legal“, lachte der Junge und war von seinem Betreuer Markus Litwa kaum zu bremsen.
Für Sponsor Sascha Seide von Mastercard und Ausrichter René Tretschok, Champions-League-Sieger mit Borussia Dortmund, sind jubelnde Kinder der schönste Lohn: „Vom 18. bis 22. Juli wird an der Ostsee nicht nur der Deutsche Streetsoccer-Meister gekürt, wir tragen auch die Ü 18-Weltmeisterschaften aus.“ Mannschaften von fünf Kontinenten hätten gemeldet, erwartet würden neben vielen Fans rund 2000 Sportler – darunter sicher auch einige aus dem Muldental.
Marcus Frey von der Soccer Liga präsentierte in Grimma einen Leuchtturm aus Legosteinen und mit Blaulicht: „Hier kann jeder Spieler draufschreiben, was für ihn Fairness bedeutet. Beim Bundesfinale soll der Leuchtturm von der Küste aus auf ganz Deutschland ausstrahlen.“
Von Haig Latchinian