Der Forsthof Waidmannsheil ist ein Geheimtipp für Naturliebhaber. Idyllisch mitten im Wald gelegen und nur zu Fuß erreichbar, wird er von Ausflüglern und Spaziergängern am Wochenende angesteuert. „Oder an Feiertagen“, ergänzt Volker Rauchhaupt. So auch zu Himmelfahrt 2013. An dem etwas wolkenverhangenen, aber dennoch freundlichen Tag sei das Team des Lokals vollauf beschäftigt gewesen, die Gäste zu bewirten, als unweit eine wilde Schlägerei stattgefunden haben muss. „Unsere Gäste waren nicht betroffen“, erinnert sich Rauchhaupt. Ein Mitarbeiter seines Teams habe sich jedoch um die Verletzten gekümmert. Später sei der Rettungswagen gekommen.
Als die Fäuste flogen, war ein heute 26-Jähriger aus Trebsen dabei. In wenigen Tagen wird gegen ihn das Verfahren wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung vor dem Amtsgericht Grimma eröffnet. Offensichtlich muss es auf dem Weg zum Forsthof richtig zur Sache gegangen sein. Wie Malte Fischer, Sprecher des Gerichtes, am Donnerstag mitteilte, muss sich der Trebsener als Mitglied einer 20-köpfigen Gruppe an „Handgreiflichkeiten gegenüber vier Ausflüglern“ beteiligt haben. Aus der Gruppe, die sich wie die Ausflügler auf dem Weg zum Forsthaus befunden haben muss, sollen sich Trupps von jeweils mindestens drei Personen gelöst haben, die sich dann jeweils auf ein Opfer gestürzt haben. Die Betroffenen seien geschlagen oder gezerrt worden, bis sie zu Boden gingen. Am Boden sei auf die Liegenden eingeschlagen oder eingetreten worden. So hat die Staatsanwaltschaft das Geschehen in ihren Akten rekonstruiert. „Durch diese Misshandlungen sollen die Opfer eine Nasenbeinfraktur, eine Platzwunde, Hautabschürfungen beziehungsweise Schwellungen erlitten haben“, ergänzte Fischer.
Mehr als drei Jahre haben die Ermittlungen gedauert. „Die Generalstaatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich bei der Gruppe der Angreifer, in der sich der Angeklagte befand, um Mitglieder oder Sympathisanten der rechten Terror Crew Muldental handelt“, erklärt Fischer. Zum damaligen Zeitpunkt war gegen die Vereinigung wegen des Verdachts einer kriminellen Vereinigung mit Strukturen ermittelt worden, bestätigt Wolfgang Klein, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Dresden. Diese Strukturen hätten jedoch nicht nachgewiesen werden können, deshalb sei das Verfahren eingestellt worden. Die Gewalttätigkeiten vom Männertag haben Klein zufolge dennoch ein juristisches Nachspiel. Forsthof-Wirt Rauchhaupt hatte die Video-Aufnahmen von der Außenanlage des Hauses zur Verfügung. „Unser Problem war, die Täter zu identifizieren“, räumt Klein. Der Trebsener sei wegen „seiner körperlichen Statur und anderer Gegebenheiten“ auffällig gewesen. Gegen drei weitere sei ebenfalls Anklage erhoben worden. Einer von ihnen sei gegen Zahlung einer Geldbuße aus dem Gerichtssaal entlassen worden, zwei andere hätten Strafbefehle hinnehmen müssen.
Wie groß der Anteil des Trebsener an der Prügelattacke vor drei Jahren gewesen ist, soll nun vor dem Grimmaer Amtsgericht geklärt werden. Den Angabe zufolge sind für den ersten Verhandlungstag am Dienstag, 20. September, acht Zeugen – vier der Geschädigten und vier der Gegenseite – gehört werden. Die Verhandlung soll 9.30 Uhr beginnen und ist öffentlich.
In der Region hat der Vorfall kaum Beachtung gefunden. Erst nach Ankündigung des Prozessbeginns durch das Amtsgericht Grimma am Donnerstag nahm Bernd Laqua (Linke), Bürgermeister von Bennewitz, die Schlägerei im grünen Gürtel der Kommune zur Kenntnis.
Die Terror Crew Muldental gehört nach Einschätzung des Sächsischen Verfassungsschutzes zur subkulturellen rechtsextremistischen Szene. Mitglieder der Vereinigung waren bei einem Überfall auf ein Fußballspiel im Oktober 2009 in Brandis beteiligt gewesen sein.
Von Birgit Schöppenthau und Frank Schmidt