Aufgewachsen sind Marie Charlotte Seidel (22), Felicitas (20) und Helene Erben (23), Viola Blache (21), Marie Fenske und Franziska Eberhardt (beide 22) in Markkleeberg, durchweg in musikalischen Elternhäusern. Dank des Kinderchors der Auenkirchgemeinde haben sie früh zueinander gefunden, vor zehn Jahren als Mädchenband Chickpeas erste Erfolge gefeiert.
"Wir sind inzwischen sechs sehr individuelle Stimmen, die zu einem harmonischen Klangteppich vereint werden müssen. Denen man aber anhört, dass sie zusammen groß geworden sind", sagt "Lotte" Seidel, souliger Mezzosopran der Gruppe. Kritiker rühmen seit Jahren die glasklaren Stimmen und die Bühnenpräsenz von Sjaella, was übrigens auf das schwedische Wort Sjael zurückgeht und so viel heißt wie Seele. Bis zu sechs Stunden proben die Sängerinnen wöchentlich vor Konzerten. Und das neben dem Studium. Gesang, Kunstgeschichte, Sprachwissenschaft, Sonderpädagogik, Schauspiel - die Berufsrichtungen sind so unterschiedlich wie die Frauen. Was sie eint ist die Liebe zur Musik.
"Die Musik ist ein großes Glück, auch wenn es manchmal anstrengend ist, alles unter einen Hut zu bekommen", gesteht Felicitas Erben, die mit ihrem "gutvollen Alt" glänzt. Beim Erarbeiten der Stücke werde bisweilen kontrovers diskutiert, verrät sie. "Wenn man produktiv sein und das Beste rausholen will, gehört das dazu. Aber wir sind Profis. Und auf dieser Ebene finden wir immer wieder zueinander", meint "Feli" Erben.
Manchmal wünschten sie sich allerdings mehr Zeit als Freundinnen. 35 Konzerte im Jahr fordern ihren Tribut. Allein im August stehen sechs Konzerte an, die sie zur Staufener Musikwoche, zum Mosel Musikfestival und nach Helsinki führen. Hinzu kommen Aufnahmen in einem Berliner Tonstudio. Im November, pünktlich zum 10. Geburtstag, der natürlich mit einem Konzert gefeiert wird, soll die neue CD veröffentlicht werden, wie die Vorgänger beim Altenburger Label Querstand.
Die Umbenennung von Chickpeas in Sjaella war 2010 notwendig geworden, weil eine Würzburger Gruppe sich die Namensrechte hatte schützen lassen. "Im Grunde war es für uns ein Glücksfall. Wir mussten uns noch mal Gedanken machen, was und wohin wir wollen, konnten uns, inzwischen aus dem Kichererbsen-Alter rausgewachsen, neu identifizieren", sagt "Lotte" Seidel.
Neues auszuprobieren, sich weiter zu entwickeln - für Sjaella ein Muss. Im März überzeugten sie bei den Lindensaalkonzerten in Markkleeberg, im Mai beim Preisträgerkonzert im Gewandhaus. Preise und Applaus sind für die sechs jungen Frauen Anerkennung und Ansporn zugleich. Nur auf eines können sie sich partout nicht einigen: einheitliche Bühnenkleider. "Schon der Versuch würde zu unendlich langen Diskussionen führen", sagt "Lotte" lachend.
Aus der Leipziger Volkszeitung vom 04.08.2015
Ulrike Witt