In einem stillgelegtem Kali-Schacht im nordthüringischen Sollstedt sind am Dienstag zwei Männer in 700 Meter Tiefe verschüttet worden.
Einer von ihnen kam ums Leben, der andere konnte verletzt gerettet werden, teilte die Polizei mit. Der Unfall ereignete sich gegen 17.00 Uhr, als der Geschäftsführer der Betreiberfirma zusammen mit einem Gutachter zu einer Inspektion in dem Bergwerk unterwegs waren. Es war in den 1990er Jahren stillgelegt worden. Auch zwei Bergleute seien in der Nähe der Unglücksstelle gewesen, sagte Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) der Nachrichtenagentur dpa.
Ihnen sei glücklicherweise nichts passiert. Es handelt sich um den zweiten tödliche Unfall in einer Thüringer Kali-Grube innerhalb von neun Monaten. Der nach Polizeiangaben 69 Jahre alte Geschäftsführer der auf Verwahrarbeiten in stillgelegten Bergwerken spezialisierten Firma NDH Entsorgungsbetreibergesellschaft mbH (Bleicherode) wurde mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankankenhaus geflogen. Seine Verletzungen sollen laut Polizei nicht so schwer sein wie zunächst angenommen. Er bleibe aber für Untersuchungen in der Klinik. Fachleute des Landesbergamtes und Kriminalpolizisten fuhren laut Reinholz noch am Dienstagabend in die Grube mit ihren riesigen unterirdischen Hohlräumen ein, um die Situation zu dokumentieren. Auch die Staatsanwaltschaft sei eingeschaltet.
Der Tote soll ebenfalls mehr als 60 Jahre alt sein. Er habe vor seiner Pensionierung in einer Landesbehörde gearbeitet und gelte als Fachmann für Bergwerke, sagte Reinholz. In Nordthüringen gibt es mehrere Anfang der 90er Jahre stillgelegte Kali-Gruben, die durch Füllmaterial - dazu können auch Abfälle gehören - gesichert werden müssen. Damit soll Bodensenkungen vorgebeugt werden. In dem Unglückschacht „Lohra“ im Gebiet Bleicherode/Sollstedt (Kreis Nordhausen) hat es laut Reinholz seit einiger Zeit Probleme mit dem Füllmaterial gegeben.
Laut Polizei gab es in einem bereits verfüllten Abschnitt Schwierigkeiten mit der Standfestigkeit. Deshalb hätten sich der Firmenchef und der Gutachter zu der Grubenfahrt entschlossen. Die Firma, die im Internet damit wirbt, dass sie jährlich bis zu 300 000 Tonnen Versatzstoffe in stillgelegte Bergwerke bringen kann, wollte sich zunächst nicht zu dem Unfall äußern. Nach ihren Angaben gehört das ehemalige Kali-Bergwerk Sollstedt seit 2008 zu ihrem Verbund.
Am 1. Oktober 2013 waren drei Bergleute in der noch produzierenden Kali-Grube in Unterbreizbach (Wartburgkreis) gestorben. In der zum Düngemittelkonzern K+S AG (Kassel) gehörenden Grube hatte sich Kohlendioxid explosionsartig ausbreitet.
dpa