Von CHRISTIAN KUNZE
"Als ich mit meiner Frau einmal auf dem Rückweg von Riesa auf der B6 dort vorbeifuhr, habe ich einen Storch schon direkt an der Straße stehen sehen", sagt Achim Roth. Nun wartet er noch gespannt darauf, ob auch Jungtiere schlüpfen.
Der Storchenbeauftragte für die Collm-Region hat den potenziellen Brutplatz kurz vor der Grenze zum Landkreis Meißen zu seiner Statistik hinzugefügt und seitdem 20 Horste in den sieben Gemeinden des Altkreises Oschatz im Blick. "Natürlich kann ich nicht überall gleichzeitig sein", so der 77-Jährige. Deshalb freut er sich besonders darüber, dass es in der Nähe jedes Nestes einen oder mehrere Tierfreunde gibt, die ihn darüber informieren, wenn sich in luftiger Höhe etwas tut - zum Beispiel sich Anzeichen auf Jungtiere häufen.
In den vergangenen drei Monaten verging kaum ein Tag, an dem Achim Roth nicht einen Anruf erhielt. Seit Ende März meldeten immer mehr seiner Helfer "Besucher" aus dem Süden in den Dörfern der Oschatzer Umgebung. Ganz besonders neugierig ist Achim Roth natürlich auf die Anzahl der Jungstörche, die die Brutpaare über den Dächern derzeit aufziehen. Mitsamt der letzten Meldung aus Mahlis am 24. Juni und einem Nachgelege der Mügelner Störchin Ende der Woche auf dem Schornstein des Geländes der Varia Color GmbH in der Döbelner Straße beläuft sich die Zahl der Jungstörche in diesem Jahr auf insgesamt 22 Tiere. "Nachdem das männliche Tier aus Mügeln nach einer Notoperation verendet war, hat sich hier ein neues Männchen hinzugesellt und zugeschlagen", berichtet Hans-Jürgen Höhne aus Mügeln auf OAZ-Nachfrage.
Über 20 Jungtiere - eine Zahl, die den "Storchenvater" aus dem Fliegerhorst sehr zufrieden stimmt. Denn es habe, seit er im Jahr 2003 dieses Aufgabe übernommen hat, schon die ein oder andere Saison gegeben, da war die Gesamtzahl des Nachwuchses lediglich im einstelligen Bereich. Roth meldet die Zahlen der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Nordsachsen, mit dem eine enge Zusammenarbeit besteht. Diese informiert dann auch die einzelnen Kommunen über die gefiederten Gäste. "Das ist wichtig und sollte auch berücksichtigt werden. Denn während der Aufenthaltszeit der Tiere sollten zum Beispiel Höhenfeuerwerke grundsätzlich nicht gestattet werden", so Roth. Ebenfalls gefährdet sind die Vögel durch extreme Wetterlagen wie zum Beispiel Gewitter.
Der Storchenbeauftragte geht davon aus, dass die Nachwuchs-Zahl in den nächsten Tagen noch einmal steigt. "Zum einen habe ich noch nicht aus jedem Ort eine verlässliche Meldung. So könne es auf den Horsten in Schlanzschwitz und Sörnewitz beispielsweise noch Jungtiere geben." Zum anderen mache das Wetter vielleicht noch einen Strich durch die Rechnung. Denn Nässe und Kälte spielen den Jungtieren übel mit. Überall dort, wo es saftige grüne Flussauen gibt, also nahe der Luppa, der Dahle und Elbe schätzt er die Überlebenschancen der Jungstörche jedoch als gut ein.
Christian Kunze