„Wir haben lange darauf gewartet, im vergangenen Jahr ging es zwei Wochen eher los“, sagt Kathleen Teschmit, Leiterin der Oschatzer Stadtgärtnerei. Zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen bepflanzte sie am Mittwoch als erstes Beet die Anlage am Altmarkt. „Da brauchen wir einen Tag dafür, hier ist Platz für etwa 2500 bis 3000 Stiefmütterchen“, sagt die Stadtgärtnerin. Sie rechnet damit, dass ihr Team mit der Frühjahrsbepflanzung im Stadtgebiet etwa vier Tage zu tun hat. 5000 Stiefmütterchen, Hornveilchen und Gänseblümchen werden in die Erde gebracht. Außerdem bepflanzen die Stadtgärtner auch noch die Kübel im Zentrum von Oschatz.
Kleingärtner warten noch
Ganz so schnell wie die Profis aus der Stadtgärtnerei sind die privaten Kleingärtnern nicht. Bei den meisten steht der Acker noch leer. „Aktuell kommt keiner von uns nach draußen. Wir warten noch darauf, dass es endlich losgeht“, informiert Christoph Senkel, Vorsitzender des größten Oschatzer Kleingartenvereins „Erich Billert“, und meint damit vor allem das Wetter. Denn ursächlich für die gegenwärtige Untätigkeit der Gärtner seien die Wetterkapriolen in den vergangenen Wochen: „Der Boden ist noch zu kalt und teilweise sogar noch gefroren.“ Auch die Geschäftigkeit in der Karwoche halte viele Gärtner davon ab, sich schon jetzt in die Schrebergärten zu wagen. Los gehen werde es erst nach Ostern – dann aber richtig.
Ansturm nach den Feiertagen
Mit einem Ansturm nach den bevorstehenden Feiertagen rechnet auch Melanie Müller vom gleichnamigen Garten-und Landschaftsbauunternehmen in Oschatz mit Pflanzencenter, Baum- und Rosenschule. „In dieser Woche hatten wir zwar schon etliche junge Kunden, die älteren halten sich aber, mit Blick auf die Karwoche und das Wetter, noch zurück.“ Müller nennt als Grund dafür, dass die ältere Generation sowohl bei den Gräbern als auch im eigenen Garten mit Bepflanzungen traditionell erst nach Ostermontag beginnt.
Verkauft wurden bei Müllers jedoch schon vereinzelt Aussaatkartoffeln, Obstbäume und die klassischen Frühblüher, die Farbe in den Garten bringen: Narzissen, Krokusse, Tulpen und vereinzelt Polsterstauden. In diesen Tagen kommt im Pflanzencenter sukzessive alles aus dem Lager – denn dort hat es schon zu lange gestanden und sei angeblüht. „Da geht es den Pflanzen wie den Menschen, sie wollen raus und ab ins Beet“, so Melanie Müller. Auffällig sei die Nachfrage nach Gutscheinen gewesen. Sie habe allein am Dienstag davon 64 Stück verkauft – also etwa alle acht Minuten einen. „Das erlebt der Handel sonst nur zu Weihnachten“, freut sie sich.
Sonne fehlt bisher
„Sonne“, nennt Steffi Berger, Chefin über drei Festangestellte, fünf Saisonkräfte und einen Auszubildenden im Niedergoselner Gewächshaus der Agrargenossenschaft Naundorf, ihren größten Wunsch. Dabei hat sie weniger die Primeln, Stiefmütterchen und Pelargonien im Blick, die hier bereits in voller Blüte oder dicht davor stehen. Ihre Standorte können je nach Bedarf beheizt, belüftet und bewässert werden. Aber sie sollen bald ihr überdachtes Zuhause verlassen, damit dort Platz wird, um Gurken anzubauen und den Nachschub an Tomatenpflanzen sichern zu können. Je mehr Sonne, desto größer ist die Lust der Klein- und Balkongärtner, wieder Beet und Blumenkasten zu bepflanzen. Desto früher ist im Gewächshaus Platz für den nächsten Durchgang. Neben vielen bunt blühenden Blumen gibt es in Steffi Bergers Reich auch einiges, was nicht blühen soll. Sellerie, Dill, Basilikum und jede Menge Petersilie wachsen heran, um später in kleinen Schalen als Küchenkräuter verkauft zu werden. „Osterferien gibt es im Gartenbau nicht, nur einen straffen Zeitplan und eine kurze Atempause, wenn die Gurkenpflanzen gesetzt sind, deren Früchte wir im Hofladen verkaufen wollen“, betont Steffi Berger. Hier stehe man jedenfalls in den Startlöchern, um Baumärkte, Gärtnereien und Händler zu beliefern.
Von Frank Hörügel, Christian Neffe, Axel Kaminiski und Christian Kunze