Eigentlich wollten die Ehepaare Fleischer und Unger aus Mügeln den gestrigen Urlaubstag auf der Skipiste verbringen. Dann aber schneite es so dicht, dass daran nicht mehr zu denken war. „Das haben auch die Leute hier in den letzten 20 Jahren nicht erlebt“, berichtet Andreas Unger aus dem Urlaubsort Going am Wilden Kaiser in Österreich. Er erzählt von bis zu zwei Meter hohen Wänden aus Schnee, die sich an Gehsteigen und Straßen auftürmen. Auch auf dem Dach des Ferienhauses, das die Mügelner am Sonnabend bezogen haben, türmt sich die weiße Decke bis auf 1.60 Meter. Diese Massen bergen nicht nur die Gefahr von Dachlawinen, sondern können auch zu Einstürze nführen – und können deshalb nicht liegen bleiben. „Einer allein kann das nicht bewältigen. Uns tat unser Vermieter Leid,“ sagt Andreas Unger. Deshalb sei die Entscheidung gefallen, ebenfalls zur Schneeschippe zu greifen und mitanzupacken.
Schneeschippe statt Skistock – so war das zwar nicht gedacht, aber die Laune wollen sich die vier Wintersportler aus der Collm-Region trotzdem nicht verderben lassen. „Wenn wir nicht auf die Piste können, dann schlafen wir eben einfach länger“, erklärt Andreas Unger und lacht. Im Vergleich habe es die Sachsen auch gar nicht so schwer getroffen. So haben große Teile von Bayern und Österreich noch immer mit heftigen Schneefällen zu kämpfen, die Gefahr für Lawinen und Hochwasser ist hoch, einige Orte sind ganz von der Außenwelt abgeschnitten. In Sachsen dagegen taute es am Wochenende nach tagelangem Schneefall – was mit Einschränkungen für Verkehr und Wintersport einhergeht. „Durch die Niederschläge wird der Schnee pappig und schwer, das halten die Bäume nicht mehr“, heißt es vom Deutschen Wetterdienst. Im Erzgebirge sind deshalb zahlreiche Wälder gesperrt.
Von Hanna Gerwig