Die Entscheidung schlägt hohe Wellen: Sportvereine dürfen in städtischen Hallen bei Turnieren keine Speisen und Getränke mehr im Innenbereich verkaufen. Die Stadtverwaltung begründet dies mit brandschutzrechtlichen Vorschriften: „Fluchtwege müssen frei gehalten werden“, so Oberbürgermeister (OBM) Andreas Kretschmar. Ferner gelte es, zu unterbinden, dass Alkohol in den Hallen konsumiert wird, ergänzt der Rathauschef. Wohl wissend, dass der Ausschank solcher Getränke eine wesentliche Einnahmequelle für die Vereine ist.
Ausnahme für Turner
Ausgenommen von der Neuregelung sind der Kindersprint am 9. März und das Weihnachtsturnen des Oschatzer Turnvereins (OTV). Der OTV beantragt laut Sozial-und Ordnungsamtsleiterin Ulrike Lösch schon seit einigen Jahren eine Nutzungsänderung dafür. „Das Weihnachtsturnen ist keine Wettkampfveranstaltung. Damit ist die Ausnahme gerechtfertigt. Sie zieht eine gesonderte Abnahme des Bauordnungsamtes nach sich, bei der geprüft wird, ob die gestellten Auflagen eingehalten werden“, so Lösch. OTV-Vorsitzender Robert Stadler bestätigt dieses Prozedere auf Nachfrage. Er betont jedoch, dass das Gastronomie-Verbot den Verein bei anderen Terminen, beispielsweise einem bevorstehenden Volleyballturnier, ebenso trifft. „Zufriedenstellend ist das nicht.“
Nicht abfinden kann sich der Sportverein Merkwitz (SVM) mit der kurzfristig getroffenen Entscheidung. „Wir haben daraufhin das Gespräch mit der Verwaltung gesucht, um deutlich zu machen, dass es nicht allein bei diesem Verbot bleiben kann“, sagt Falk Zschäbitz vom Vorstand des SVM. Das Argument des übermäßigen Alkoholkonsums und damit verbundener Gefahren will er nicht gelten lassen. Schwerer wiegt für ihn, dass Gästemannschaften und auch Zuschauer hungrig und durstig die Turniere verlassen – und nicht wieder kommen. „Ich kenne das in keiner anderen Stadt.“
Übergangslösung nicht akzeptabel
Als Übergangslösung wurde vereinbart, dass der Verkauf aus den stadteigenen Holzhütten erfolgen kann, die außerhalb der Halle aufgestellt werden. „Im diesjährigen Haushalt sind Mittel eingestellt, um eine feste Alternative, beispielsweise Container oder zusätzliche Räumlichkeiten direkt an der Halle zu ermöglichen“, erinnert OBM Kretschmar an einen entsprechenden Beschluss des Stadtrates. Die jetzige Hüttenlösung sei vor allem deswegen grenzwertig, weil die Einhaltung der Hygienevorschriften hier nur mit sehr großem Aufwand zu realisieren sei, argumentiert Falk Zschäbitz.
Gemeinsam mit den Merkwitzern suchte der Fußballsportverein (FSV) Oschatz das Gespräch mit der Stadt. Vorsitzender Bernd Biedermann ist „nicht glücklich“ mit den geschaffenen Tatsachen. Der Verkauf von Speisen und Getränken – egal welcher Art – sei existenziell für die Vereinsarbeit. Die nun geschaffenen Gegebenheiten mit Ausgabe im Freien sei bei widrigen Witterungsverhältnissen zudem mit einem Gesundheitsrisiko verbunden. „Die Kinder kommen verschwitzt nach draußen, da ist die Erkältung vorprogrammiert.“
Handballer beklagen Ungleichbehandlung
Der Präsident des Sächsischen Handballvereins (SHV) Oschatz, Jens Fiddecke, betont, dass sein Verein erneut das Gespräch mit der Stadt suchen wird.„Wir möchten eine andere Lösung erzielen, so kann es nicht weiter gehen.“ Er fordert eine Hallenbegehung mit allen Beteiligten und dass nicht alle Vereine über einen Kamm geschoren werden. „Die Rosenthalhalle hat vier Ein- und Ausgänge, die Döllnitzhalle nur zwei. Wir halten am Zuschauereingang stets die Fluchtwege frei.“ Ebenfalls von Belang ist für Fiddecke die Kindersprintveranstaltung am 9. März in der Rosentalhalle. „Wir wurden gebeten, das Catering zu übernehmen. Ich gehe davon aus, dass das auch funktioniert – mit entsprechender Ausnahme.“
Der neugegründete Lauf- und Radsportclub (LRC) Mittelsachsen hat auf das Verbot mit einer Stellungnahme an die Stadt reagiert (liegt der Redaktion vor). Jugendleiter Andreas Ihle erklärte, dass die Regelung vermutlich wegen eines zugestellten Fluchtweges in der Döllnitzhalle getroffen wurde – welche der LRC nie nutzt. Als Verein könne man nie ausschließen, dass Fluchtwege zugestellt sind, beispielsweise durch vereinsfremde Personen. Man könne nur darauf hinweisen. „Unser Fazit: Wir müssen künftig noch genauer auf so etwas achten – eine zusätzliche Belastung für die ehrenamtliche Arbeit.“
Von Christian Kunze