Seit Jahren schon stößt das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Taucha an seine Kapazitätsgrenzen. Inzwischen wurde für das Problem eine Lösung gefunden und auf den Weg gebracht. Wie berichtet, wird am Kirchplatz 4 b in Tauchas Altstadt das dort schon vom Gymnasium genutzte Gebäude mit einem Anbau erweitert. Zunächst musste aber ein Altbau abgerissen werden. Danach fanden Archäologen auf dem Areal Gräber. Das Schulprojekt ist dennoch nicht gefährdet.
„Es handelt sich eindeutig um christliche Gräber, das kann man aus der ost-westlichen Ausrichtung schließen. Ob die Gräber eher mittelalterlich oder neuzeitlich sind, ist nicht bekannt. Wir haben sie nicht geöffnet, sondern nur ihre Lage aufgezeichnet. So lässt sich eben auch keine Datierung zur Zeitstellung vornehmen. Ein paar kleine Nachuntersuchungen stehen aber noch aus“, sagte Cornelia Rupp vom Landesamt für Archäologie (LfA). Ihre Kollegen seien lediglich ein paar Tage am Kirchplatz gewesen.
Eine Überraschung oder gar sensationelle Entdeckung sind die Grabstellen allerdings nicht. Der Bauplatz befindet sich gleich gegenüber der St. Moritz-Kirche. Am Ort des künftigen Erweiterungsbaus hatte sich einst der alte Friedhof an der Kirche befunden, ehe dort vor gut 400 Jahren die Vorgängerbauten des künftigen neuen Gebäudes errichtet wurden. „Im 16. Jahrhunderts ist dieser Friedhof aber aufgegeben worden“, weiß Rupp. Auf einem Schild am abgerissenen Altbau war zu lesen, dass an dieser Stelle bereits 1529 eine Knabenschule stand, ehe dort 1840 die ehemalige Stadtschule errichtet wurde. Gegen den an dieser Stelle nun geplanten Neubau habe das LfA keine Einwände. Nur auf einen Keller müsse verzichtet werden, um die Totenruhe nicht zu stören. Wenn das Gebäude lediglich auf einer Bodenplatte errichtet werde, sei alles in Ordnung.
„Der Ersatzneubau war unabhängig von den Grabbefunden schon immer ohne Kellergeschoss geplant gewesen“, teilte Gunnar Greulich auf LVZ-Anfrage mit. Er ist der kommissarische Leiter des Schul- und Liegenschaftsamtes im Landratsamt Nordsachsen. Das Landratsamt Nordsachsen ist der Schulträger für das Gymnasium und damit auch der Bauherr, natürlich in enger Abstimmung mit der Stadt Taucha und dem Gymnasium selbst. Eine gesonderte Vereinbarung oder die Erfüllung von Auflagen sind wegen der Grabfunde demnach offenbar gar nicht notwendig gewesen. Die Baugrube werde lediglich bis auf eine Tiefe von einem Meter ausgehoben. Diese Arbeiten seien wie der Abriss des Altgebäudes inzwischen abgeschlossen.
In der kommenden Woche, so Greulich, soll die Auftragsvergabe für die Errichtunge des Rohbaus erfolgen, das ist das Los 02 in dem Vorhaben. Auch danach wird keine Zeit „vertrödelt“, denn wiederum eine Woche später ist der Baubeginn geplant. In dem neuen Gebäude sollen dann insgesamt sechs Klassenräume mit Nebenräumen entstehen. Auch neue sanitäre Anlagen werden in dem Erweiterungsbau untergebracht. Zudem werde dafür gesorgt, dass das Haus über einen behindertengerechten Zugang verfügt. Vor allem ältere Schüler sollen dann am Kirchplatz unterrichtet werden, während die Jüngeren im Hauptgebäude in der Geschwister-Scholl-Straße lernen.
Die Höhe der geplanten Gesamtkosten für die Erweiterung des Hauses II am Kirchplatz beläuft sich laut Landratsamt auf 2,95 Millionen Euro. Das Projekt wird im Rahmen des Programms „Brücken in die Zukunft“ mit bis zu 75 Prozent vom Freistaat Sachsen gefördert. In die aus Eigenmitteln zu finanzierende Restsumme teilen sich die Stadt Taucha und der Landkreis Nordsachsen rein.
Von Olaf Barth