Ob am Mittwochabend die Parkplätze rund ums Stadthaus ausreichen? Der Ansturm jedenfalls wird groß sein. 18 Uhr beginnt die Sitzung des Technischen Ausschusses, und auf der Tagesordnung steht ein echter Dauerbrenner: Wie soll, wie könnte in Wurzen künftig modernes Parken aussehen?
Wildes Parken ist für viele ein Ärgernis
In einer der ältesten und schönsten Städte Sachsens kommt das der Quadratur des Kreises nahe, darüber sind sich die Stadtväter im Klaren: Niemandem könne man es zu 100 Prozent recht machen, sagt Rathaussprecherin Cornelia Hanspach: „Und doch besteht dringender Handlungsbedarf, die wilden Parkereien auf dem Markt – gerade an Abenden und an Wochenenden – sind für viele ein Ärgernis.“ Auch könne es nicht angehen, dass schon jetzt in Badergraben und Martin-Luther-Straße gelöhnt werden müsse, direkt auf dem Markt aber für lau geparkt werde. „Gefragt ist ein gerechtes System. Die Kundschaft soll vor Geschäften leichter einen Parkplatz finden. Das klappt nur, wenn die Stellflächen nicht von Dauerparkern blockiert werden. Im Gegenzug müssen wir das Parkhaus attraktiv machen – als Alternative für alle, die länger parken.“ Die auch für Bewohner logische Konsequenz: Parken zum Nulltarif könnte in der Innenstadt bald der Vergangenheit angehören.
Konzept eines Dresdener Büros liegt vor
Das Dresdener Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen und -systeme (Ivas) erstellte für die Altstadt und ihr Gassengewirr ein Parkraumkonzept. Akkurat nahmen die Planer die fast 1300 zur Verfügung stehenden Stellplätze (etwa ein Drittel ist im Moment noch gebührenfrei) unter die Lupe. Sie untersuchten die tägliche Auslastung und notierten, welches Auto wann vom Stellplatz bewegt wurde – oder eben nicht. In der 33 Seiten starken Ausarbeitung finden sich unter anderem folgende Vorschläge – Erstens: Gebühren sollten künftig auch auf Domplatz, Amtshof, Markt, Jacobsplatz, in der Domgasse, Albert-Kuntz-Straße, Schweizergartenstraße, August-Fleischer-Straße sowie auf den Parkplätzen Schuhgasse und Crostigall erhoben werden. Zweitens: Die Gebühren auf dem Markt könnten 50 Cent für die halbe Stunde, in den anderen Bereichen 50 Cent für die volle Stunde betragen. Drittens: Das Bewohnerparken sollte künftig auch in Crostigall, Rudolf-Breitscheid-Straße, Bahnhofstraße, Franz-Mehring-Straße, Kantstraße, Kannengießergasse, Kleiststraße, August-Bebel- und Karl-Liebknecht-Straße eingeführt werden. Viertens: Kostenpflichtige Parkplätze müssten mit der Gebührenfreiheit für Bewohner kombiniert werden – betrifft Badergraben, Domplatz, Schuhgasse, Jacobsplatz, Schweizergartenstraße, August-Fleischer-Straße, Parkplätze Crostigall, Schuhgasse und Goldene 13. Und fünftens: Ein funktionierendes Parkleitsystem müsse her.
Meinung der Bürger gefragt
Manfred Bresk von der Verkehrsbehörde der Stadt Wurzen betont, dass es sich vorerst um ein Konzept handele, nichts sei in Stein gemeißelt: „Wir wollen hören, was die Bürger sagen, daher laden wir sie am Mittwoch ein. Wer nicht daran teilnehmen kann, hat auch noch in den nächsten Tagen die Möglichkeit, auf der Homepage der Stadt zu diskutieren.“ Das Parken in Wurzen ist eine schier unendliche Geschichte: Seit 2015 befassen sich die Stadtväter intensiv damit. Stadtmarketingkoordinator Peter Sauer erarbeitete mit Manfred Bresk erste Lösungsvorschläge, die im August 2016 vorgestellt, jedoch vom Technischen Ausschuss verworfen wurden. Auf Empfehlung der Stadträte beauftragte man daraufhin ein externes Verkehrsbüro. Wie diffizil Planungen gerade in der über 1000-jährigen Stadt sind, beweist eine Umfrage unter Wurzenern bereits aus dem Jahre 2005: Damals wünschten sich 87 Prozent der 633 teilnehmenden Bürger auf dem Markt weniger Parkplätze, dafür mehr Bäume und Bänke. Vor lauter Autos solle ihrer Meinung nach die Schönheit der Stadt nicht auf der Strecke bleiben...
Von Haig Latchinian