Das Areal in Naunhof ist vielleicht einen Hektar groß, und auf der Wiese stehen Apfel-, Kirsch- und Pflaumenbäume. So, wie es jahrhundertelang vielerorts üblich war. „Die ältesten Bäume sind 80 Jahre“, sagt Robert Mainitz, dem das Kleinod in der Natur gehört. Davon allerdings gibt es immer weniger, ein Trend in Folge der modernen Landwirtschaft, wie Veronika Leißner vom Landschaftspflegeverband (LPV) Nordwestsachsen sagt. Der LPV gehört deshalb mit dem Nabu-Landesverband Sachsen, der BUND-Regionalgruppe Sachsen und dem Grünen Ring Leipzig zu den Initiatoren des Streuobstwiesenwettbewerbs. Daran können sich Besitzer von Streuobstwiesen im Landkreisen Leipzig und der Stadt Leipzig bis zum 30. Mai beteiligen.
Leute wie Lutz Neuhaus aus Wickershain. Auf seinem 7000-Quadratmeter großen Grundstück wachsen nach Angaben des LPV 70 Obstbäume. Ein Naturparadies, auf dem auch Amphibien und Libellen heimisch sind und mit dem sich der Besitzer bereits an früheren Streuobstwiesenwettbewerben beteiligt hat. Die Bedeutung der ganz speziellen Grünflächen sei gar nicht hoch genug einzuschätzen, sagt LPV-Expertin Leißner. Streuobstwiesen seien früher „normal“ gewesen. Zu Zeiten, als der Normalbürger seien Vitaminbedarf noch mit heimischem Obst, eben Äpfeln und Birnen von Streuobstwiesen, deckte. Wiesen, die einst entstanden, um genügend Futter für die Tiere zu bekommen, wie Leißner sagt, und auf denen Obstbäume standen. „Seit der Wende ist der Bedarf an regionalem Obst stark zurückgegangen“, so die Expertin weiter. Mit der Folge, dass der ästhetische Genuss, den etwa Wanderer in der Natur angesichts einer prächtigen Wiese mit Obstbäumen empfinden konnten, zur Erinnerung an die Vergangenheit wird.
Vor allem aber dienen Streuobstwiesen als Ort, an dem Insekten leben und auch seltene Pflanzen gedeihen können. Insgesamt, sagt die LPV-Fachfrau, gebe es etwa 5000 Tierarten, die auf dem speziellen Biotop potenziell zu Hause sind. Längst aber sei es so, dass Streuobstwiesenbesitzer selbst bald zu einer bedrohten Art werden könnten. Weil auch die Pflege von Streuobstwiesen besondere Kenntnisse erfordert und letztlich auch Geld kostet, gibt es den Streuobstwiesenwettbewerb mittlerweile bereits zum fünften Mal. Zu den Initiatoren gehören auch der Ökolöwe Leipzig, der Landesverband Sachsen der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst. Die Prämierung der Streuobstwiesenbesitzer findet am 17. September im Rahmen des Sächsischen Landeserntedankfestes in Torgau statt.
Ob dann Robert Mainitz aus Naunhof für seine Streuobstwiese ausgezeichnet wird, ist offen. In jedem Fall will er sich erneut an dem Wettbewerb beteiligen. Immerhin nennt er ein kleines Paradies sein eigen. 26 verschiedene Vogelarten gibt es dort. Dazu gehört mit dem Stieglitz auch der Vogel des Jahres 2016.
Bewerbungen an Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen, Dr.-Belian-Straße 4, 04838 Eilenburg oder info@lpv-nordwestsachsen.de
Von Nikos Natsidis