"Durch die Einführung des Artenschutzeuros haben wir zusätzlich die Möglichkeit, neue Schutzprojekte in Angriff zu nehmen. So arbeiten wir intensiv an der Übernahme eines Freilandschutzprojektes auf der vietnamesischen Insel Cat Ba. Hier leben die letzten etwa 60 Goldschopf-Languren. Unsere Bemühungen zielen darauf ab, weitere Nationalparkhüter in diesem Nationalpark einzusetzen, Equipment für Schutzmaßnahmen bereitzustellen und die Bevölkerung über die stark gefährdeten Tiere aufzuklären“, erläutert Zoodirektor Prof. Junhold das Grundanliegen und die nächsten Aufgaben.
Fotos von den Entdeckertagen Artenschutz im Zoo Leipzig
Außerdem hat der Zoo Leipzig die Zusammenarbeit mit der Wild Chimpanzee Foundation, die seit dem Jahr 2001 besteht, um weitere drei Jahre verlängert und die finanziellen Mittel für den Schutz der Schimpansen auf 40.000 Euro aufgestockt. „Im September 2016 wurde der Westafrikanische Schimpanse von der Weltnaturschutzunion auf der Roten Liste für bedrohte Arten als vom Aussterben bedroht hochgestuft, was die Schutzprojekte der Wild Chimpanzee Foundation noch dringlicher macht. Unser Ziel ist es, Waldgebiete mit hoher Biodiversität und großen Populationen von Schimpansen in West Afrika umgehend unter Schutz zu stellen, bevor diese Gebiete entwaldet werden,“ fasst Dr. Roman Wittig (Direktor, Taï Chimpanzee Project, Côte d'Ivoire) die Anstrengungen zusammen.
Insgesamt 10 Zuchtbücher werden vom Zoo Leipzig geführt. Eines davon ist das für das Sumatra-Nashorn. Mit weniger als 80 lebenden Individuen ist das Sumatra-Nashorn neben dem Nördlichen Breitmaulnashorn in Afrika die am stärksten vom Aussterben bedrohte Nashornart auf der Erde.
Gemeinsam mit dem Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) unterstützt der Zoo auf Borneo die Staatsregierung des Bundesstaates Sabah in Malaysia, die lokale Naturschutzbehörde und die Borneo Rhino Alliace dabei, dem Aussterben des Sumatra Nashorns und dem drohenden Verlust der Biodiversität entscheidend entgegenzutreten. „Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Sabah-Nashorn-Projekt ist die Umsetzung eines innovativen Ansatzes zur Erforschung der verbliebenen Nashörner in den Regenwäldern Borneos und zur Unterstützung ihrer natürlichen Fortpflanzung mit modernsten Methoden der Reproduktionsmedizin“, erklärt Prof. Dr. Thomas Hildebrandt, Abteilungsleiter Reproduktionsmanagement am Leibniz-IZW. Die Forschung des Leibniz-IZW bildet die wissenschaftliche Grundlage für den Natur- und Artenschutz.
Das „Team Leopard Leipzig“, das im Jahr 2016 gemeinsam mit dem WWF Deutschland ins Leben gerufen wurde, ist eine weitere Form, Artenschutz zu betreiben und die interessierten Zoobesucher mit ins Boot zu holen. Mehr als 1.000 Mitglieder sind bereits dem Team beigetreten und über 100.000 Euro konnten generiert werden. „Die eingeworbenen Beiträge ermöglichen uns, die Anstrengungen zum Schutz des Schneeleoparden in der Mongolei und des Amur-Leoparden im Fernen Osten Russlands und in Nordchina zu unterstützen. So werden unter anderem Wildhüter und Mitarbeiter des Zolls geschult, Informationsnetzwerke aufgebaut und illegale Schlagfallen eingesammelt“, beschreibt Dr. Arnulf Köhncke das Kernanliegen des initiierten gemeinsamen Projektes und die Arbeit des WWF vor Ort.
Großkatzen stehen weltweit durch Lebensraumzerstörung und Wilderei massiv unter Druck, haben aber als „Regenschirmarten“ für den Artenschutz eine zentrale Bedeutung. Werden Großkatzen geschützt, schützt man automatisch die Beutetiere, deren Nahrung und den gesamten Lebensraum. Zoologische Gärten sind über die Jahre hinweg zu einem wichtigen Partner für den Artenschutz geworden. Sie haben sich zu einer Arche herauskristallisiert, und die von ihnen gehaltenen Tiere fungieren als Botschafter für ihre wildlebenden Artgenossen. Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Besucher für die Tiere ist eine tragende Säule der täglichen Arbeit. Der Blick auf die Rote Liste, die über 90.000 untersuchte und bewertete Tier- und Pflanzenarten führt, macht den Handlungsbedarf deutlich: Knapp ein Drittel dieser Arten sind als gefährdet beziehungsweise als vom Aussterben bedroht eingestuft.
PM