Ab Mittwoch gilt in Sachsens Gymnasien und Oberschulen Testpflicht und Betretungsverbot

In Sachsens bereits seit Wochenbeginn wieder geöffneten Gymnasien, Ober- und Berufsschulen gilt ab Mittwoch nun auch eine flächendeckende Corona-Testpflicht für alle Schülerinnen und Schüler und die Lehrerschaft. Parallel dazu wird ein Betretungsverbot für alle Personen eingeführt, die kein aktuell negatives Testergebnis vorweisen können. „Wir werden im Laufe des heutigen Tages sicherstellen, dass wir ab morgen an allen weiterführenden Schulen Selbsttests zur Verfügung haben“, erklärte Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) am Dienstag. Die Schulleiterinnen und Schulleiter werden die Lieferungen aus den regionalen Verteilstellen abholen und die Testungen vorbereiten. Der ursprünglich geplante postalische Versand sei mit Blick auf die Dringlichkeit ausgesetzt worden. Laut Roman Schulz vom Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) seien die Lieferungen aus dem Zentrallager am Dienstagvormittag eingetroffen. Die Verteilung allein an die etwa 140 Schulen in dieser Region erfolge über drei Stationen in Leipzig, Grimma sowie Eilenburg und sei ein enormer logistischer Aufwand für alle Beteiligten. Wie der Kultusminister betonte, seien die nun eingesetzten Selbsttests im Gegensatz zu den bekannten Schnelltests weniger aufwändig und unangenehm. „Sie stellen auch keinen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit dar“, so Piwarz. Aktuell arbeite das Ministerium daran, für die kommende Woche ebenfalls ausreichend Corona-Überprüfungen zu besorgen. Wann diese geliefert werden können, ist noch unklar. Öffnungen für kommende Woche noch unklar: In vielen sächsischen Kreisen steht der Schulbetrieb in der kommenden Woche ohnehin noch auf sehr wackeligen Füßen. Am Dienstag lag die vom Robert-Koch-Institut errechnete regionale Inzidenz in acht von 13 Regionen über 100 – müssten deshalb laut Verordnung auch wieder Schließungen folgen. Lediglich in den Städten Leipzig und Dresden sowie in den den Landkreisen Leipzig, Görlitz und Sächsische Schweiz sei eine Öffnung der weiterführenden Schulen auch in der kommenden Woche bereits gesichert, so der Kultusminister. Im Vogtlandkreis bleiben die Schulen angesichts der sehr hohen Inzidenz auf jeden Fall weiter zu, hieß es. In den verbliebenen sieben Regionen über dem Grenzwert 100 sollen nun Gespräche mit den Verantwortlichen über das weitere Vorgehen geführt werden. Das trifft auf Chemnitz sowie die Landkreise Zwickau, Erzgebirge, Nordsachsen, Mittelsachsen, Bautzen und Meißen zu. Wie der Kultusminister erklärte, diene dabei das „Paradebeispiel Nordsachsen“ als Grundlage. In jenem Landkreis waren Grundschulen und Kitas trotz Überschreitung des Grenzwerte in der vergangenen Woche offen geblieben, weil sie nicht als Hotspot identifiziert wurden. Piwarz: Inzidenz 100 ist nur ein Anhaltspunkt: Dass Sachsen entgegen der Bund-Länder-Beschlüsse Schulen und Kitas bei Inzidenz 100 nicht generell schließe, sei aufgrund der eigenen Corona-Schutzverordnung im Freistaat rechtens, so Piwarz. Der Kultusminister verwahrte sich Vorwürfen, er handele fahrlässig: „Die Inzidenz 100 ist für uns ein Anhaltspunkt, bei der wir Lockern oder Verschärfen müssen. Ein weiterer Anhaltspunkt ist aber auch die Bettenauslastung der Krankenhäuser. Ich halte es deshalb für verantwortbar, auch bei der Überschreitung der Inzidenz den Schulbetrieb zumindest in dieser Woche noch aufrecht zu erhalten.“ Bei Lehrerinnen und Lehrern, die sich ab Mittwoch womöglich nicht testen lassen wollen, setzt der Kultusminister auf Vernunft und hofft, „dass sich die Frage nach disziplinarischen Maßnahmen nicht stellt“. Sollte es dennoch Verweigerungen geben, müsste Ersatz gesucht werden oder falle der Unterricht aus. In Sachsens Grundschulen bleibt es indes vorerst noch bei freiwilligen Corona-Tests in der Lehrerschaft. Sollten die Lieferungen mit Selbsttests erweitert werden, könnte es ab kommender Woche auch für die Erwachsenen in Primärschulen eine ähnliche Verpflichtung zur Überprüfung geben. 16.000 freiwillige Corona-Tests zum Schulstart: Aufgrund der bisherigen Lieferschwierigkeiten bei den Selbsttests waren Sachsens Gymnasien, Berufs- und Oberschulen am Montag noch ohne verpflichtende Corona-Überprüfung geöffnet worden. Stattdessen boten die Einrichtungen den Zurückkehrenden freiwillige Schnelltests an, die vom Deutschen Roten Kreuzes durchgeführt wurden. Laut Piwarz hätten sich 16.000 der insgesamt etwa 120.000 Kinder und Jugendlichen freiwillig testen lassen. Dabei seien 18 positive Corona-Fälle aufgefallen. „Ich sehe diese Zahlen als Ermutigung, den eingeschlagenen Weg weiter fortzugehen“, sagte der Kultusminister am Dienstag. Laut Erhebungen am Institut für Medizinische Informatik und Epidemiologie der Universität Leipzig haben sich seit Beginn der sächsischen Schulöffnungen im Februar die Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen mehr als verdreifacht, während die in anderen Altersgruppen nur leicht angestiegen oder wie bei den bereits geimpften Senioren auch gefallen sind. Das Gesundheitsamt Leipzig hatte in der vergangenen Woche mit 65 Infektionen unter Kindern, Lehrer und Erziehern mehr als doppelt so viele registriert wie in der Woche zuvor. Elf Kitas und 27 Schulklassen waren zuletzt in Leipzig in Quarantäne. Von Matthias Puppe und Mathias Wöbking