Großpösnaer Naturcamp begeistert Kinder

Sommerferien für alle Sinne: Unterm Sternenhimmel schlafen, eine Sonnenuhr aus Sandstein bauen, eine Nachtwanderung erleben, Möbel aus Ästen tischlern, Kräuter sammeln oder Essen über dem Lagerfeuer kochen. Unter dem Motto „Natur erleben, Natur schätzen, Natur schützen“ findet im Botanischen Garten für Arznei- und Gewürzpflanzen Oberholz noch bis Freitag ein einwöchiges Naturcamp für Kinder von acht bis zwölf Jahren statt. Zutaten aus dem Kräuterbeet: „Petersilie, Suppenkraut wächst in unserem Garten“, können Mathilda und Lucien singen und das bekannte Kinderlied gleich noch um etliche Pflanzen ergänzen. Einige haben die beiden eben erst kennengelernt: Spitzwegerich, Dill und Fenchel beispielsweise. Zusammen mit Schnittlauch, Basilikum, Sellerie oder Rosmarin machen sie Quark und Rührei erst so richtig lecker: Essen aus der Natur – das Kräuterbeet im Botanischen Garten Großpösna macht’s möglich. Etliche Meter weiter garen über dem Feuer bereits die Kartoffeln. Und auch die Schüsseln voller Melonen und Äpfeln stehen schon bereit. Selbstverständlich eigenhändig geschnippelt. Jedes der 32 Kinder aus Großpösna, dem Landkreis und der Stadt Leipzig hat mal Küchendienst. Gemeinsam vorbereiten und gemeinsam essen sind nur die eine Seite des Naturcamps. „Im Vordergrund steht das Leben im Einklang mit der Natur. Wir wollen uns mit den Kindern in der heimatlichen Natur aufhalten. Die Kinder sollen diese mit allen Sinnen erfahren und erleben“, erläutert Diplom-Biologin Heike Schüürmann das Anliegen vom Botanischen Garten und dem Kuhstall-Verein Großpösna als Träger der Einrichtung. Unterstützt werde das Camp aus Mitteln des Sächsischen Mitmachfonds und von der Gemeinde Großpösna, so die Projektleiterin. Wanderung durch die Natur: Zum abwechslungsreichen Ferienprogramm gehört die Wanderung durch das Oberholz Richtung Störmthaler See genauso wie die Exkursion mit Lothar Andrä: Gemeinsam mit dem Natur- und Landschaftspfleger entdecken die Kinder Fledermausquartiere und lernen Lebensräume für Insekten kennen. Immer im Fokus: das kooperative Miteinander – zwischen den Kindern, aber auch zwischen Kindern und Erwachsenen. Überhaupt sei der ganzheitliche Aspekt wichtig, so Heike Schüürmann. Treffen wir uns zum Essen und Erzählen am Lagerfeuer, sitzen wir nicht etwa auf Plastestühlen. Alte Baumstämme liegen bereit; reichen diese nicht, sorgt Edgar schon mal vor: „Ich baue einen Stuhl“, erzählt der Achtjährige stolz. „Der Ast hier wird das Stuhlbein“, zeigt der Großpösnaer Schüler auf ein Stück Restholz „und dort daneben das sind Zapfen“. Die fachkundige Anleitung zum Verbinden von Holz ohne Metallteile gibt’s von Tischler Robby Winkler aus Lützen. Kreatives aus Sandstein: Schade, dass die Zeit im Naturcamp so schnell vergeht – doch zum Glück zählt die „Sonnenuhr“, die Taylan (11) und Konrad (9) herstellen, keine Stunden: Klopf, klopf, klopf – mit Eisen, Fäustel und Knüpfel bearbeiten die beiden Jungs den Sandstein. Heraus kommen statt Ziffern geheimnisvolle Gesichter und Skulpturen. „Das ist Thaddäus’ Haus“, erklärt Taylan seine Arbeit, die einer Statue ähnelt. Bildhauerin und Kunstpädagogin Kerstin Krieg zeigt sich jedenfalls beeindruckt von ihren geschickten Nachwuchs-Steinmetzen. Doch jetzt wird erstmal Pause gemacht: „Essen ist fertig“, lädt Mathilda zur gemeinsamen Runde am zentralen Platz im Grünen. Von Ingrid Hildebrandt