Kitas in Leipzig – gibt es im Sommer endlich genügend Plätze?

Die gute Nachricht zuerst: Zum Schulwechsel im August/September will Leipzig allen Kindern, die einen Betreuungsplatz in einer Kita benötigen, erstmals auch einen anbieten. Das kündigte Schulbürgermeisterin Vicki Felthaus (Grüne) an, die am Montag die Bedarfsplanung 2021 sowie das strategische Kita-Entwicklungskonzept 2030 vorstellte. „Unser Ziel ist es, allen Familien im Laufe des Jahres einen wohnortnahen Kita-Platz anbieten zu können“, sagte Felthaus. Genügend Bauprojekte seien inzwischen angeschoben. Sobald alles wie gewünscht fertig wird, könne es funktionieren. Bis 2025 sollen weitere 6600 zusätzliche Plätze entstehen. Geplant ist auch, eine Vielzahl bestehender Häuser zu sanieren. Wie ist die Situation bei Kindern, die ab September im Laufe des Jahres Geburtstag haben? „Die Kinder haben natürlich nicht alle am gleich im September 2021 einen Rechtsanspruch“, erläutert Jugendamtsleiter Nicolas Tsapos. Um Plätze vorzuhalten, werde man kontinuierlich bauen. Fakt sei aber, dass die Stadt 2020 deutlich vorangekommen ist. Seit 2010 wurde die Kapazität in Kitas um etwa 11 200 Plätze und damit um mehr als die Hälfte ausgebaut. Wo ist der Handlungsbedarf am größten? Die Kita-Stadt ist in zehn Versorgungsräume unterteilt, die nicht unbedingt mit den Stadtteilen identisch sind. Handlungsbedarf wird besonders im westlichen Zentrum, inneren Westen, Nordwest und inneren Osten gesehen. „Dort werden wir künftig vorrangig investieren“, so Tsapos. Das macht die Stadt nicht allein, sie ist auf die Hilfe von Freien Trägern und anderen Investoren angewiesen. 2021/2022 sind mehrals 20 Baumaßnahmen angeschoben, die etwa 2600 zusätzliche Plätze für Kinder bis zum Schuleintritt beinhalten. Diese entstehen im VersorgungsraumInnerer Osten: Ludolf-Colditz Straße 3, Holsteinstraße 46, Marcusgasse 9; Versorgungsraum Süd: Tarostraße 7, Bernhard-Göring-Straße 17; Meusdorfer Straße 47/Hammerstraße, Linnéstraße 12; Versorgungsraum Ost/Südost: Russenstraße 196, Chemnitzer Straße 50; Versorgungsraum Innerer Westen: Holbeinstraße 84, Prießnitzstraße; Versorgungsraum West: Hafenstraße, Gärtnerstraße 179, Liliensteinstraße 1 (Interimsobjekt); Versorgungsraum Nord: Bremer Straße 17 (Ersatzneubau), Delitzscher Straße 221, Landsberger Straße 120/126, Trufanowstraße, Benedixstraße 9–11; Versorgungsraum Nordost: Seehausener Allee 24 A, Cleudner Straße 38. Wird für jedes Neugeborene ein Platz geplant? Nein. Aktuell liegt der stadtweite Versorgungsgrad für ein- bis unter dreijährige Kinder bei 88,1 Prozent und für Kindergartenkinder im Alter von drei bis unter sieben Jahren bei 94,5 Prozent. „Durch Ausbau der Infrastruktur werden wir das Schritt für Schritt steigern“, sagt Abteilungsleiter Björn Uhrig. Ein Zielkorridor liege zwischen 95 und 115 Prozent. Jugendamtsleiter Nicolas Tsapos: „Wir haben den Ehrgeiz, einen halben Jahrgang Reserveplätze zu schaffen, damit die Eltern auch aus pädagogischen Konzepten wählen können.“ Was gibt die Stadt für die Kinderbetreuung aus? 2021 laut Plan 364 Millionen Euro, wobei die Stadt 53,7 Prozent aus Eigenmitteln bereitstellt. Der Rest finanziert sich aus der Kitapauschale des Freistaates Sachsen sowie den Elternbeiträgen. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 190,3 Millionen Euro, davon 109,7 Millionen städtisches Geld. Wann werden bestehende Einrichtungen saniert? „Um genügend Plätze vorzuhalten, müssen wir einige Häuser betreiben, für die es auf Dauer keine Genehmigung geben wird“, sagt Jugendamtsleiter Tsapos. Dazu gehören denkmalgeschützte Villen, DDR-Kinderkombinationen oder andere Typenbauten. Die Stadt betreibt 138 Kitas, 96 davon haben einen komplexen Sanierungsbedarf. Geplant sind teilweise Ersatzbauten. Das Problem: Die 10 762 Plätze in den 96 Einrichtungen sind belegt, so dass es bei Sanierungen – abgesehen von großen Kitas – zu Auslagerungen kommen muss. Jochem Lunebach, Projektleiter Infrastruktur: „Das wird eine logistische Leistung, die wir meistern wollen.“ 15 Objekte sind in Planung. Die Kitas Theodor-Neubauer-Straße 18 und Ferdinand-Rhode-Straße 17/17a sind schon im Bau. Woher kommt das notwendige Personal? Die Stadt schafft selbst jährlich 50 Ausbildungsplätze. 112 auszubildende Fachkräfte im frühkindlichen Bereich sind derzeit da. „Im Moment können wir unseren Bedarf langfristig decken“, sagt Abteilungsleiter Uhrig. Darüber hinaus gebe es Stellenausschreibungen. Von Mathias Orbeck