Leipziger Familienfreundlichkeitspreis: Platz 1 fürs Werk 2

Es war Nicolas Tsapos, der Leiter des kommunalen Amtes für Jugend, Familie und Bildung, der an jene noch nicht allzu fernen Zeiten erinnerte, als die Verleihung des Familienfreundlichkeitspreises der Stadt Leipzig zugleich ein Happening war. Eine fröhliche Feierstunde mit vielen Kindern und vielen Eltern in der Kuppel der LVZ. Eine Versammlung aller Nominierten, bei der es vor Spannung knisterte, weil niemand wusste, wer das Rennen machen würde. Diesmal, bei der Vergabe des 12. Preises, war der Rahmen klein, kleiner, am kleinsten. Corona dominiert immer noch beziehungsweise wieder verstärkt unser Leben. Im Stadtbüro in der Markgrafenstraße musste die neue Bürgermeisterin für Jugend, Schule und Demokratie, Vicky Felthaus (Bündnis 90/Die Grünen), bei einer ihrer ersten öffentlichen Auftritte deshalb gleich zweimal zur Begrüßungsansprache ans Rednerpult. Denn die Auszeichnungsveranstaltung fand in zwei Durchgängen statt. Zwischendurch wurde gelüftet, wurden die wenigen Stühle desinfiziert. Kinderjury setzt auf die Zukunftswerkstatt Inklusion: Nichtsdestotrotz war die Freude bei den Siegern groß. Platz 1, mit 2000 Euro aus dem Hause Leipziger Gruppe, Hauptsponsor des Familienfreundlichkeitspreises, dotiert, ging an den Verein Werk 2 – Kulturfabrik Leipzig. Den zweiten Rang belegte das Projekt Maqam („Ankommen“) des Mütterzentrums Leipzig. Dafür gab es 1500 Euro, ebenfalls von der Stadtholding. Über den dritten Platz und stattliche 1000 Euro aus der Schatulle der Leipziger Messe freut sich die gemeinnützige Hospizium Leipzig GmbH. Den mit 1000 Euro dotierten Sonderpreis „Umwelt & Familie“ heimste der Förderverein Auwaldstation und Schlosspark Lützschena ein. Das Preisgeld entspringt der Großzügigkeit des Leipziger BMW-Werkes. Und der mit 2000 Euro dotierte Preis der neunköpfigen Kinderjury, begleitet vom hiesigen Kinderschutzbund, ging an den Verein Zukunftswerkstatt Inklusion Leipzig. Hier reichte die Sparkasse Leipzig den symbolischen Scheck aus. Vereinsvertreterin ist „total überrascht“: „Total überrascht“ von Platz 1 war die Vertreterin von Werk 2. „Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass wir hier und heute ausgezeichnet werden“, sagte Susann Schreiber, Projektmanagerin für die soziokulturellen Angebote in der Connewitzer Kulturfabrik. „Wir haben ein unglaublich hartes Jahr hinter uns, versucht, vieles kleiner als sonst zu stricken beziehungsweise in den digitalen Raum zu verlegen. Doch unsere eigentliche Berufung, nämlich Menschen zusammenzubringen, ließ sich leider nicht umsetzen.“ Laudator Volkmar Müller, einer der Geschäftsführer der L-Gruppe, zeigte Respekt und Mitleid zugleich. „Töpfern, tanzen, drucken, Theater spielen, Konzerte erleben: Das Werk 2 ist ein Gesamtkunstwerk.“ Wer im Jahr 175 000 bis 200 000 Besucher mit einer Vielzahl von Veranstaltungen für Jung und Älter erreicht, habe die Würdigung der zwölfköpfigen Jury mehr als verdient. „Nur ist dieses Gesamtkunstwerk wegen Corona seit Monaten praktisch außer Betrieb.“ Einnahmen fehlten an allen Ecken und Enden, in allen Bereichen. Da komme das Preisgeld hoffentlich gerade recht. Bürgermeisterin feiert alle: Bürgermeisterin Felthaus bedankte sich für das Engagement der Sponsoren. Noch mehr aber würdigte sie alle Leipziger Familien. „Sie sind in diesem Jahr die wahren Preisträger.“ Sie hätten den Handlungszwängen wegen der Corona-Pandemie getrotzt und gezeigt, dass sie zusammenhalten. „Mögen sich unsere Familien dieses Gefühl bewahren.“ Von Dominic Welters