Sachsen: Schulen öffnen vorerst nur mit freiwilligen Corona-Tests

Bei der Wiedereröffnung von Gymnasien und Oberschulen am kommenden Montag in Sachsen wird es vorerst keine verpflichtenden Corona-Tests für Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrpersonal geben. Grund sind Lieferschwierigkeiten bei den dafür notwendigen Selbsttests. Stattdessen sollen freiwillige Antigen-Schnelltests angeboten werden, die von geschultem Personal durchgeführt werden müssen. Weil diese erst ab der siebten Klassenstufe zulässig sind, wird sich nur ein Teil der insgesamt etwa 200.000 Kinder und Jugendlichen sowie die Erwachsenen zum Schulstart überprüfen lassen können. Selbiges Angebot gab es auch schon bei Rückkehr der Abschlussklassen im Februar, damals nahm etwa jeder dritte Jugendliche die Überprüfung in Anspruch. Nicht nur im freien Verkauf Engpässe: Seit Kultusminister Christian Piwarz (CDU) vergangene Woche verpflichtende Tests für alle als Vorsichtsmaßnahme bei der Rückkehr an die Schulen angekündigt hatt e, wurde in der sächsischen Behörde nach Möglichkeiten gesucht, um diese auch bestellen zu können. Nicht nur im freien Verkauf zeigten sich jedoch Engpässe. Am Mittwoch gab es nun erste Erfolgsmeldungen: „Ein Teil wird am Freitag geliefert und anschließend an die Schulen verteilt“, so ein Ministeriumssprecher. Weitere Lieferungen sollen in der kommenden Woche folgen. Es könne zwar sein, dass auch am Montag örtlich schon Selbsttest zu haben sind. „Das ist aber eher unwahrscheinlich. Klar ist, dass die Regelung zum Zutrittsverbot damit nicht verbunden sind“, hieß es weiter. Wöchentlich 300.000 Selbsttests notwendig: Jenes Zutrittsverbot ohne ein aktuell negatives Testergebnis ist laut Coronaschutzverordnung an allen Schulen bereits ab 15. März vorgeschrieben – außer an denen der Primärstufe. In einem Unterpunkt wird aber auch eingeschränkt, dass dies nur für jene Einrichtungen gelten kann, in denen genug Selbsttests für Schülerschaft und Personal bereits vorhanden sind. Da sich Kinder und Jugendliche laut Kultusministerium mindestens einmal wöchentlich, Erwachsene zweimal wöchentlich testen lassen sollen, werden somit für jeden Durchgang wohl etwa 300.000 Selbsttests an Sachsens Schulen benötigt – eine enorme Menge. Generell sei die erste Charge noch als Probelauf zu verstehen, mit dem Lehrkräfte und Schülerschar lernen könne, wie mit den Selbsttests umzugehen ist, hieß es am Mittwoch aus Dresden. Dabei helfen soll unter anderem ein Video, in dem die Handhabung der gegenüber den bekannten Antigen-Schnelltests weniger unangenehmen Selbsttests erklärt wird. Auf die meisten Schülerinnen und Schüler werden diese Probeläufe aber wohl erst in der übernächsten Woche zukommen, an deren Ende die Osterferien stehen. Kritik von Eltern: In Elternkreisen sorgten die Lieferschwierigkeiten bei den Selbsttests und die somit eingeschränkten Vorsichtsmaßnahmen beim Schulstart für einigen Unmut. So kritisierte der Elternsprecher einer Leipziger Oberschule in einem offenen Brief an Christian Piwarz, dass jüngere Kinder zum Start gar nicht getestet werden können: „Vielleicht sollen die Schüler der fünften und sechsten Klassen im Schulgebäude die Luft anhalten und zum Atmen jeweils das Schulhaus verlassen oder ihre Köpfe zum Atmen aus den Fenstern hängen, die in manchen Schulen gar nicht zu öffnen sind?“ Lehrergewerkschaft enttäuscht: Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ursula Kruse erinnerte daran, dass auch der Kultusminister in der vergangenen Woche noch Bedenken angesichts der sich ausbreitenden Virus-Mutationen gezeigt hatte. „Es hieß, wir öffnen zwar die Schulen, aber unter der Bedingung, dass die Tests da sind“, so Kruse. Nun gehe diese Verknüpfung verloren. „Ich hatte gehofft, dass ein solch weitreichender Schritt, trotz steigender Inzidenzen die Schulen wieder zu öffnen, nur mit umfangreichen Tests möglich wird – sonst ist die Sorge bei Eltern und Lehrern einfach riesig. Dass das jetzt doch nicht funktioniert, finde ich außerordentlich problematisch“, so die GEW-Vorsitzende. Von Matthias Puppe