So geht es mit den Kita-Eingewöhnungen im Zuge der Lockdown-Lockerungen weiter

Für zahlreiche Eltern war der Beginn des Lockdowns im Dezember gleichzeitig ein Ende. Laufende Kita-Eingewöhnungen wurden unterbrochen, geplante wurden vorerst abgesagt. Für die einen kein Problem, für andere eine Katastrophe. „Mit dem Andauern des Lockdowns und der fehlenden Planungssicherheit nimmt auch die Verzweiflung mancher Eltern spürbar zu“, sagt Henrike Ortmann von der Fröbel-Gruppe. Schon Anfang Januar sollte der Sohn von Elena Damm eingewöhnt werden. Doch: kein Anspruch auf Notbetreuung – kein Anspruch auf Eingewöhnung. Und so hing die junge Mutter in der Warteschleife. Montag startet sie wieder in den Arbeitsalltag. „Ich bin ja froh, dass meine große Tochter wieder voll betreut werden kann, aber ich weiß nicht, wie das mit unserem Sohn funktionieren soll.“ Elena Damm und ihr Mann arbeiten dann beide im Homeoffice und können – oder vielmehr müssen – sich reinteilen. „Ich bin froh, dass mein Arbeitgeber mir entgegenkommt und Verständnis für meine Situation hat, aber diese fehlende Planungssicherheit macht uns schon zu schaffen“, sagt sie. Wann die Eingewöhnung starten kann, ist ungewiss. Sie hängt davon ab, wie schnell sich ein anderes Kind an die Fremdbetreuung gewöhnt. Das hat Priorität. „Das verstehe ich natürlich. Zufriedenstellend ist diese ganze Situation dennoch nicht.“ Schluss mit Warten: Die Wartezeit für die betroffenen Familien ist jetzt vorbei. Kindertageseinrichtungen und Tagespflegestellen haben wieder für alle Kinder geöffnet. „Es ist davon auszugehen, dass auch Eingewöhnungen wieder stattfinden können“, heißt es von der Stadtverwaltung Leipzig, selbst Träger zahlreicher Kitas. „Natürlich wollen wir den Eltern die Plätze schnellstmöglich zur Verfügung stellen, da sie diese dringend benötigen und ja auch Fristen gegenüber ihrem Arbeitgeber einhalten müssen“, so Henrike Ortmann von der Fröbel-Gruppe. Ob aber gleich Montag mit den Eingewöhnungen gestartet wird, liegt bei den einzelnen Einrichtungen. Eine gewisse Anlaufzeit sei wahrscheinlich. Zahlreiche Eingewöhnungen ausgesetzt: Die meisten Eingewöhnungen finden zwar mit Beginn des neuen Schuljahres im Sommer statt. Trotzdem: Auch unterjährig stoßen neue Kinder in den Betreuungseinrichtungen und auch bei Tagesmüttern und -vätern dazu. Allein in den 53 kommunalen Kindertageseinrichtungen mussten 148 Eingewöhnungen abgesagt und 116 abgebrochen werden. Im Gegenzug konnten 68 Eingewöhnungen durchgeführt werden, da ein Anspruch auf Notbetreuung bestand. In den Fröbel-Kitas sind circa 60 Kinder betroffen, die in den kommenden Wochen mit Verspätung eingewöhnt werden sollen. Rund 70 Prozent der Kinder kommen in die Krippe, 30 Prozent in den Kindergarten. Da nicht alle gleichzeitig eingewöhnt werden können, muss abgewogen werden. „Wir müssen sehen, wie viele Eingewöhnungen in welchem Zeitraum leistbar sind. Es wird eine Herausforderung, den (dringenden) Bedarf der Eltern mit unserer Personalsituation in Einklang zu bringen“, sagt Henrike Ortmann. „Schließlich ist für die gute und erfolgreiche Eingewöhnung wichtig, dass die künftigen Bezugserzieher und -erzieherinnen der Kinder verfügbar und gesund sind.“ Wie viele Kinder in den 15 Kindertagesstätten der Volkssolidarität betroffen sind, kann Sprecher Martin Gey nicht genau sagen. „Im Vergleichszeitraum Januar/Februar 2020 haben wir 43 Kinder in unsere Einrichtungen aufgenommen. Es ist davon auszugehen, dass in einer Normalsituation die Anfragen in vergleichbarer Höhe gewesen wären.“ Eingewöhnung auf ungewohnte Weise: Die Kindertageseinrichtungen öffnen im eingeschränkten Regelbetrieb. Heißt: Es wird zugewiesene Räume und Betreuer geben, die festen Gruppen dürfen keinen Kontakt zu anderen Kindern haben, was auch für die Außengelände gilt. Eingeschränkte Öffnungszeiten sind ebenfalls denkbar. Auch Eingewöhnungen werden anders ablaufen als gewohnt. In den 15 Kitas der Volkssolidarität setzt man auf Einzeleingewöhnung. Statt in einer Kleingruppe kommen hier nur ein Kind, ein Elternteil und die Fachkraft zusammen. Ebenso handhabt es die Stadt Leipzig als Träger. Die Eltern der Eingewöhnungskinder können in den (separaten) Räumlichkeiten die Eingewöhnung des eigenen Kindes im Rahmen der Hygieneverordnung begleiten. Der Aufenthalt der Eltern und Eingewöhnungskinder wird dokumentiert. Die Umsetzung der Eingewöhnung wird jedoch aufgrund der räumlichen und personellen Ressourcen in jeder Kita individuell gestaltet werden müssen, heißt es. Lesen Sie auch Rückkehr in die Schulen: Keine leichte Entscheidung für Eltern Kitas vor der Öffnung: „Wir starten von 0 auf 100. Das Ansteckungsrisiko steigt entsprechend“ Sachsens Lehrergewerkschaft kritisiert geplante Öffnung von Schulen und Kitas Eine Frage der Dringlichkeit: Doch wer hat Priorität? Welches Kind sollte als Erstes eingewöhnt werden, welches kann noch warten? Eine knifflige Frage, die Familien und Träger ein weiteres Mal fordert. Bei der Stadtverwaltung setzt man auf individuelle Lösungen in enger Absprache zwischen Einrichtung und Eltern. Einen ähnlichen Weg geht die Volkssolidarität Stadtverband Leipzig. „Die Kita-Leitungen besprechen die Rahmenbedingungen in den Familien und die Eingewöhnung einzelfallbezogen. Die Praxis zeigt, dass sich die Dringlichkeit von Familie zu Familie unterscheidet“, sagt Sprecher Martin Gey. Das bekräftigt auch Henrike Ortmann von der Fröbel-Gruppe: „Ein Teil der Eltern hat dafür uneingeschränktes Verständnis beziehungsweise teilt die Sorge vor einem möglicherweise höheren Infektionsrisiko.“ Aber eben nur ein Teil. Denn: „Oftmals sind Eingewöhnungen am Ende von Elternzeiten geplant – der Wiedereinstieg in den Beruf ist mit einer gelingenden Eingewöhnung schwer vereinbar.“ Von Patricia Liebling